Donnerstag, 26. März 2009

Integration oder Diversität










Wir erleben heute die grösste Migration von Menschen und Ideen in der Geschichte der Menschheit und wir nehmen dies hier in der Schweiz kaum wahr. Mit diesen Worten habe ich heute vor genau 6 Jahren das New Diversity Forum am Flughafen Zürich eröffnet.

Ganz anders in UK, oder gar London. Wenn man sich durch die Oxford Street in London kämpft, dann ist kulturelle Diversität überall sichtbar. Menschen aller Kulturen und Hautfarben bevölkern die Strasse. Wenn man dann zur Edgware Road hinüber schwenkt, steht man mitten in „Arab Town“. Die Geschäfte sind mit arabischen Schriften versehen, die Frauen sind teilweise oder ganz verschleiert. Es riecht nach Couscous, Minze und gebratenen Lamm. Dies mitten in London.

Nichts davon in der Schweiz. Die kulturelle Vielfalt wird nicht offen gelebt. Die Leute versuchen sich zu assimilieren, anzupassen, einzufügen, nicht aufzufallen. Wer die Bahnhofstrasse entlang geht wird die klassischen Modefarben entdecken aus Annabelle und PKZ Modekatalog. Grau, Schwarz, Weiss dominieren: Boss, H&M und Zara.

In der Zusammensetzung ist die schweizerische Wohnbevölkerung wohl vielfältiger als in UK: Mehr als 20% der Einwohner besitzen einen ausländischen Pass. In jeder 2. Ehe ist ein Partner Ausländer. In den grossen Agglomerationen hat jedes 2. geborene Kind keinen Schweizer Pass.

Wie kommt es, dass wir diese Tatsache derart ignorieren. Im Marketing ist dies besonders auffällig. In den Briefings an Werbeagenturen gibt es keine Ausländer. Auch keine Leute über 50. In den Schulen wird kulturelle Vielfalt als Problem behandelt und als Behinderung im Lernprozess.

Woher das kommt? Keine Frage unser Denken geht in Richtung Integration und nicht in Richtung Vielfalt. Vielfalt ist komplex und schwierig zu managen und muss deshalb geglättet werden, allenfalls sogar ausgemerzt. Dabei weiss man aus anderen Regionen, dass Diversity eine Quelle von Lebensfreude sein kann, Kreativität und Inspiration.

Donnerstag, 19. März 2009

Lukas Reimann (NR/SVP): „Ich bin ein Alltagspragmatiker.“


Heute sind es genau zehn Jahre her seit ich als 16-jähriger Zuger Jungjournalist die Bundesratsnichtwahl unseres führenden Kaimaninseln Managers Peter Hesse in der Wandelhalle portraitierte. Damals war die Medienwelt noch in Ordnung. Es waren die Breitenmedien und Anchormen, die die Meinungen bildeten. Ab heute ist alles anders. Es sind Leute wie wir, die sich dazu entschlossen haben, Politik nicht einer kleinen Elite von Profirhetorikern, Apparatchiks und Intellektuellen zu überlassen. So liessen wir uns von SVP Nationalrat Lukas Reimann, der in der Presse als Polittalent gefeiert wird, zu einem Interview ins Bundeshaus einladen.

Inhaltlich gibt es über unser Interview mit dem jüngsten Nationalrat im Bundeshaus nicht viel zu sagen. Als Politiker blieb er sachlich, formell, korrekt. Die Frage zum Beispiel, was die SVP dafür tut, dass die Frauen noch in diesem Jahrhundert nicht bloss als dekorative Anhängsel der Männer gesehen werden, liess er wie Teflon ans sich abperlen, indem er ein laues Bekenntnis für die Gleichberechtigung von Mann und Frau abgab.

Was jedoch Lukas Reimann bemerkenswert macht, ist die Konsequenz und Hartnäckigkeit mit denen er die neuen Medien nutzt und so trotz seiner Mehrfachbelastung als Jura-Student und SVP-Politiker ein Gefühl von Nähe und Verfügbarkeit gibt. Der 26-jährige Nationalrat ist tatsächlich erreichbar: über Facebook, Xing, youtube, eigene Website, öffentliche Fotoalben, Blogs, zwei Mobiltelefone und einem Bundeshauspager. Er beantwortet jedes Email, jeden Telefonanruf , jedes SMS und empfängt auch gerne Gäste im Bundeshaus, selbst wenn sie anderer Ansicht sind, wie ich als Blogjournalist von New Ecology.

Lukas Reimann ist ein ein digitaler Vorreiter in einem Bundeshaus, dass von Digital Ignorants und Fugitives beherrscht wird. Er ist ein typischer Vertreter des Zeitgeistes, des „I want, I can and I do spirits“ unter konsequentem Einsatz der neuen elektonischen Medien und Community Plattformen. Ob es ihm gelingen wird, eine eigenständiges politisches Profil zu entwickeln, wird sich noch zeigen. Er ist ja noch so jung.

Dieses Interview fand am 17. März um 11.30 Uhr in der von der Frühlingssonne durchfluteten Wandelhalle vom Bundehaus statt. Lukas Reimann war so in unser Gespräch versunken, dass er die Abstimmung zur Immunitätsaufhebung von Christoph Mörgeli verpasste. Übrigens: Auf die Frage, welches Lied er wäre, schluckte er leer und sagte zögernd „I’ve got you under my skin“.

Samstag, 14. März 2009

Tagebuch einer Nymphomanin



Fotografie: Leila Mendez, Spain








Ich wollte gestern die Inhalte eines Referates abstimmen, das Valérie am 27.April bei uns in der Account Planning Group hält. Schlussendlich kam es zu einem langen und tiefen Gespräch, das mir Einsichten in so viele Lebensbereiche gab.

Es ist interessant Kurt, sagte sie, ich kann meine Bücher nicht in meiner Muttersprache französisch schreiben, wenn ich in französisch schreibe, dann kommen bei mir Schuldgefühle hoch für mein Leben und meinen Lebensstil. Nicht so in Spanisch. Da bin ich wie ein anderer Mensch und fühle mich frei und unbeschwert. Nicht dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, viele Männer zu lieben und in einem Edelbordell gearbeitet zu haben.Ich habe nie meinen Körper verkauft, sondern die Kunst der Liebe und habe so Freude bereitet und Freude empfangen. Aber ich hatte auch Angst meine Eltern zu verletzen.

Aber Valérie, Nymphomanie ist eine Krankheit, sagte ich ihr, eine Sucht. Nein, sagte sie mir. Sex macht nicht süchtig. Sex ist nicht addictive. Sucht kann Teil unserer Psychologie sein und dann äussert sie sich in den unterschiedlichsten Formen und Farben.

Vor allem aber ist Sex Freude und Erfüllung. Und es ist bedauerlich, dass um die Sexualität so viele Stigmas bestehen und so viel Moral, wodurch das was uns Freude machen könnte unterdrückt wird. Und diese Unterdrückung ist die Ursache von vielen grossen Problemen.

Ich habe mir vorgenommen gegen diese sexuellen Stigmas anzutreten, sagte sie und damit einen Beitrag für mehr Freude und Glück zu schaffen. Es ist die Freude, die Erfolg im Leben bringt. Nicht umgekehrt.

Mittwoch, 11. März 2009

Das Geheimnis von Warren Buffet
















„Die amerikanische Wirtschaft stürzt vom Kliff. Aber ich habe keine Zweifel, dass unsere Wirtschaft als Gewinnerin aus dieser Krise hervorgeht und stärker dastehen wird als je zuvor.“ Dies sagte Warren Buffet an einer Anlegerkonferenz.

Man könnte dies als Zweckoptimismus abtun, wenn es sich bei Warren Buffet nicht um den erfolgreichsten Investor aller Zeiten handeln würde, der mit sicherem Instinkt und Intelligenz seiner Vision der Zukunft folgt.

Vor seiner Tür türmen sich Berge von Problemen auf: Exportkrise, Automobilkrise, Bankenkrise, Immobilienkrise, Schuldenkrise, Konsumkrise, Einbruch der gesamten Industrieproduktion, Turbo Arbeitslosigkeit und die Prognose, dass die USA als Industriemacht bald von China und Indien abgelöst werden wird. Doch Buffet sieht etwas anderes.

Ich glaube, Buffet folgt einem ganz einfachen Prinzip. Die Art und Weise wie erfolgreich Menschen arbeiten, hängt davon ab, wie sie eine Situation wahrnehmen und einschätzen.

Buffet fasst nicht die Vergangenheit in Worte, oder seine Zweifel, oder das was sich vor seinem Büro auftürmt, sondern die Fähigkeit der Menschen, in Krisen Bestleistungen zu erbringen. Damit motiviert und mobilisiert er die Menschen um ihn herum und so werden seine Prognosen Realität.

Die beste Art und Weise die Zukunft vorauszusagen ist sie zu gestalten. Und das ist genau das was Buffet tut. Eigentlich ein einfaches Prinzip. Echt nachahmenswert.

Samstag, 7. März 2009

ZEIT FÜR WAS NEUES










Krisen treffen wie ein Hammerschlag. Die erste, an die ich mich erinnere war die Kuba Krise. Dann der Mauerbau. Der 6 Tage Krieg, Vietnam. Das Oelembargo. Die Wirtschaftskrise 1981/83, Einmarsch der Irakis in Kuweit, 9/11. Alles Momente, wo ich glaubte, dass die Zukunft vorbei war, bevor sie angefangen hatte.

Allerdings hinterliessen diese Krisen kaum Spuren in der Schweiz. Der Wohlstand stieg. Der CEO von Swissair Technik brachte es auf den Punkt, als er mir sagte, wenn immer in der Welt eine Krise herrscht, werden wir in der Schweiz etwas reicher. Bei Swissair Technik äusserte sich das in mehr Wartungsaufträgen. Die Schweiz galt als Wunderland, mit einer starken Management Elite.

Mit dem Grounding der Swissair strandete allerdings dieser Mythos, beschleunigt durch das Wanken der UBS und der Swiss Re, Unternehmen welche zwar Swissness predigten wie Sorgfalt und Bescheidenheit, sich als Managementteam allerdings über alle Masse bereicherte, bei schlechten Leistungen.

Etwas Grundlegendes hat sich geändert. Wir werden mit den Krisen nicht mehr reicher. Unser Sonderstatus war vom Goodwill der Weltgemeinschaft abhängig und dieser bröckelt.

Die Gute Nachricht: Unser Wohlstand hängt nicht davon ab, dass wir Steuerhinterzieher und -Betrüger Schutz vor Strafverfolgung gewähren, während wir die wirklich Schutzbedürftigen ausweisen.

Wir haben eine gut gebildete innovative Bevölkerung. Mit Elan und Eifer können wir jedes Ziel erreichen. Die Schweiz ist in einem gewaltigen Umbruch. Jetzt ist die Zeit gekommen mit zu gestalten und uns nicht stoppen zu lassen. Vieles bricht auseinander. Neues entsteht.

Vertrauen wir auf unsere eigenen Kräfte. Mobilisieren wir die nachhaltigste Energiequelle, über die wir alle verfügen, um im Grossen und Kleinen etwas zu bewegen.

Dienstag, 3. März 2009

Unsere Arbeit lässt sich mit der eines Trüffelschweines vergleichen











Heute, um 20.30 hat sich die 600. Leserin auf new-ecology.blogspot eingeloggt. Ich kenne ihren/seinen Namen nicht. Aber ich nehme an, dass sie das was ich schreibe interessiert. Und so besteht ganz automatisch eine gewisse Verbundenheit. Dies ist also ein angemessener Ort, unsere Pläne vorzustellen. Stück für Stück.

Die Frage stellt sich, was macht man, wenn man Jahre lang eine grosse Werbeagentur geleitet hat?

Zuerst mal eine lange Pause. Es tut gut, mal nicht von Termin zu Termin rennen zu müssen, für alles nur gerade ein bisschen Zeit zu haben, nie genug. Immer etwas zu spät in Meetings zu erscheinen und diese immer etwas vorzeitig verlassen zu müssen. Die Gespräche dann beenden zu müssen, wenn eigentlich ein Durchbruch zu erwarten wäre und eine wirkliche Beziehung hätte entstehen können.

So haben wir uns einiges vorgenommen: Wir möchten in Zukunft sorgfältiger arbeiten, besser und intensiver zuhören, mehr Zeit haben, um den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen, nicht einfach überfliegen. Wir haben uns vorgenommen, nicht Ruhe zu geben, hartnäckig zu sein, bis das Ziel erreicht ist.

Ja, ich weiss, ich weiss, es ist ein hoher Anspruch und vielleicht wird es nie gelingen, nicht in diesem geplanten Umfang, aber zumindest teilweise. Versuchen müssen wir es, zusammen mit Freunden und Partnern, die von der Absicht getrieben sind, aus der Routine auszubrechen und Excellence anstreben. Und wer immer hier von meinen Lesern Talent hat, ist eingeladen mitzudenken.

Standort ist das Operations Center am Flughafen Zürich. Das Ops Center ist der Flughafen der Airline Crews. Hier checken Piloten und Flight Attendants ein. Hier planen sie die Flugroute, orientieren sich über die neuste metereoloigsche Entwicklung. Es ist an diesem Ort, wo wir in den kommenden Monaten planen, wie so ein Unternehmen aussehen soll, ein Unternehmen das nach Gold schürft und Trüffel aufspürt, im übertragenen Sinne natürlich.

Alles weitere später.