Kürzlich habe ich das Buch „bin dann mal weg“ vom deutschen TV Komiker Hape Kerkelin gelesen. Er erzählt, wie sehr er sich eine Pause wünschte und sich kurzfristig dazu entschloss eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella zu unternehmen. Mir ist dabei aufgefallen, wie viele Bücher über den Jakobsweg geschrieben wurden. Auf Amazon habe ich allein in deutscher Sprache Dutzende von Büchern über den Jakobsweg gefunden.
Die berühmteste Erzählung einer Pilgerreise sind die Canterbury Tales von Geauffrey Saucer aus dem 14. JH. Er erzählt die Wallfahrt einer Gruppe von Männern und Frauen nach Canterbury und die Geschichten die sie sich unterwegs erzählen über Sex und Geld, Familienstreitigkeiten, luxuriöse Wünsche und Zank zwischen listigen Priestern und naiven Klosterschwestern. Pasolini hat mit den „Canterbury Tales“ im Jahre 1971 Filmgeschichte geschrieben.
Ich denke immer häufiger daran, dass Saucer vordergründig zwar eine Pilgerreise beschrieben hat, aber eigentlich hat er einen möglichen Lebensentwurf entwickelt. Dieser Entwurf steht im Gegensatz zum Lebensplan der unserem Verhalten heute zugrunde liegt, als dem Bild vom Leben als globalen Kampf um Selbstbehauptung, Vorrecht, Vormacht.
Saucers Lebensentwurf ist umsetzbar. Es ist dass Bild davon, dass unser Leben eine Reise ist, eine Reise die von Begegnung und Trennung geprägt ist. Begegnungen können wenige Minuten dauern, wie ein Kontakt auf Facebook oder über Jahrzehnte bestand haben. Die Lebensqualität kommt nicht vom Status oder den Souvenirs die wir unterwegs ansammeln sondern von der Gastfreundschaft, dem Reichtum der Begegnungen und von der Bereitschaft seine Lebensgeschichte mit anderen zu teilen. Die Freude kommt vom Interesse und der Neugierde and der Lebensgeschichte eines Mitreisenden. Und schlussendlich - was bleibt am Ende der Reise wenn nicht die Geschichten, die man zu erzählen hat von Begegnung und Anteilnahme, von Liebe und Trennung, von Freude und Trauer.
Samstag, 6. Dezember 2008
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