Montag, 8. Juni 2009

Guerilla en tailleur



















Maria Roth-Bernasconi hat ihr Leben lang für die Rechte der Frau gekämpft, in unterschiedlichen Funktionen; als Grossrätin im Kanton Genf und als Zuständige für die kantonalen Büros für Gleichstellung. Als Nationalrätin hat sich ihre Kampfzone ausgeweitet, aber ihre Waffen sind dieselben geblieben. Es ist nicht die Granate, sondern Rosen und Lavendel, nicht Zynismus, sondern ihre Leidenschaft zum Spiel. „Man hält Bern nur dann aus, wenn man es wie ein Spielfeld anschaut, und nicht wie ein Schlachtfeld“.

Sie ist ein General, wenn es um Strategien geht und ein Kumpel bei der Ausführung.

„Wir sind noch lange von der Vision Séguelas entfernt, dem Werber und Berater Mitterands, der meint das dritte Jahrtausend ist das Jahrtausend der Frau, oder es gibt kein drittes Jahrtausend.

„Die Bedeutung der Frauen kann man vielleicht am Besten am Beispiel der Entwicklungsländer zeigen, wo die Frauen einen wesentlichen Anteil am Frieden haben, in der Familienversorgung, in der Bildung, im Kleinkreditwesen und in Kleinunternehmen.

In der Schweiz hat sich vieles verbessert, aber grundsätzliche Rechte der Frauen werden nach wie vor ignoriert. Vom Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ sind wir noch weit entfern. Frauen werden für gleiche Arbeit im Durchschnitt 20% weniger entschädigt als Männer. Etwa 40% davon ist auf direkte Diskriminierung zurückzuführen. Wenn wir Séguelas Vision auch in der Schweiz realisieren wollten, müssten man dies über Quotenregelungen machen“.

Maria Roth-Bernasconi setzt sich zwar für die Rechte der Frau ein, meint aber nicht, dass es die Jungs einfacher haben. Der Rollenzwang lässt ihren weiblichen Seiten keinen Raum. Für sie ist auch klar, dass die jetzige Finanzkrise kein solches Ausmass angenommen hätte, wenn mehr Frauen an der Spitze von Grossbanken gestanden hätten. „Es ist die Vielfalt der Ideen und Herkunft, die zu richtigen Entscheidungen führt. Die Monogamie innerhalb des Bodies der CEO‘s hat zu gewaltigen Fehlentscheidungen geführt“.

Auf die Frage, was für sie Heimat ist meint sie: „Es ist Genf, mein Haus in Genf, das Zwitschern der Vögel, mein Mann“, aber uns scheint es, dass sie es sehr schätzt regelmässig nach Bern zu reisen, einem Ort, den sie vielleicht nicht mit Heimat verbindet, aber mit Unabhängigkeit.

Es ist eine bemerkenswerte Eigenschaft von uns Menschen, dass wir unsere bestgehüteten Geheimnisse eher fremden Menschen anvertrauen, als den nahestehenden. So hat uns Maria Roth-Bernasconi ihr Geheimnis anvertraut, in der Gewissheit, dass wir sie nicht verraten würden. Ein Wort ist ein Wort.

Maria Roth-Bernasconi meint dass der Druck auf die Parlamentarier durch die neuen Medien, Blogs, Emails, facebook und die ständige Forderung über alle Kanäle erreichbar zu sein gestiegen ist. Die ehemalige Krankenschwester hat die Kraft der Kommunikation auf die harte Art entdeckt. Im Jahre 1999 wurde sie nach einer Legislaturperiode im Nationalrat abgewählt. „Ich habe erkannt, dass es nicht reicht, für seine seine Ideale im Parlament zu kämpfen. Man muss für sich Bekanntheit schaffen.
Es ist bezeichnend dass sie uns nach der Wirkung der Werbung befragt hat: „Sagen Sie bringt diese viele Werbung auch tatsächlich etwas?. (Ja. Ohne Werbung gäbe es keine Sunrise, Orange oder 1818 Telefonauskunft).

Vielleicht kann man die Wirkung von Kommunikation am besten am Beispiel von Van Gogh und Picasso aufzeigen. Die Preise für ihre Bilder sind ins Unermessliche gestiegen. Van Gogh aber hat zu seinen Lebzeiten kein einziges Bild verkauft, ganz im Gegensatz zu Picasso, der nicht nur Künstler war, sondern ein eigentliches Ein-Mann Kommunikationsunternehmen.