Donnerstag, 29. Januar 2009

Wo geht's hier lang?

Ich war gestern kurz auf Robert Salis Blog: www.robertsalis.blogspot.com, konnte aber kaum mehr als einen Beitrag lesen. Einige seiner Posts treffen voll ins Schwarze, andere finde ich kindisch. Ich will ihn nicht verurteilen. Er ist ein Kind unserer Zeit. Man muss sich vorstellen, wie vielen Zeitgeistern er seit seiner Geburt im Jahre 1976 begegnet ist.

Die 70-iger waren geprägt von einem Geist der Auflehnung der jungen Generation gegen das Establishment. Die 80-iger Jahre genau das Gegenteil: die junge Generation wird selber Establishment. Die 90-iger Jahre ist die Zeit des Feierns all der vielen technischen Möglichkeiten, die uns erlauben die Welt vom Sessel aus zu erobern. Und der Start ins neue Jahrtausend gilt der Entdeckung der Macht des Individuums. Der „I want, I can and I do – Spirit“ ist geboren.

Voller Elan haben wir uns letztes Jahr auf Eroberung gemacht und Beute gemacht. Doch nun stecken wir in der Türöffnung fest und schauen die Welt aus diesem engen Blickwinkel an und fragen uns, wer uns da rausholen kann. Und wenn wir raus sind, was wir mit unserer Kraft anfangen sollen. Tja, und so ist ein neuer Zeitgeist geboren; ein Gefühl auf halber Strecke steckengeblieben zu sein. Wir könnten schon. Doch es bräuchte mehr Raum.

Dienstag, 27. Januar 2009

Tibet in Switzerland


This picture hangs at the door of a a five-member Tibetan family living in a single room flat in Zürich City.

Diese Zeichnung hängt an der Wohnungstüre einer fünfköpfigen tibetischen Familie, die in einer Einzimmerwohnung an der Nordstrasse in Zürich wohnt.


A 9/11 Emergency Case in Switzerland: A large and armed Swiss police force arrests a small peaceful Tibetan prayer group in front of swiss national parliamant in connection with the official visit of the Chinese prime minister in Bern Switzerland. Watch 50" video.

A 9/11 Emergency Case in front of Ueli's HOME: Die Schweizer Polizei löst vor dem Berner Bundeshaus mit Gewalt eine kleine Tibeter Prayer Community auf, die sich aus Anlass des Besuchs des chinesischen Premierministers versammelt hatte. Friedliche und betende Tibeter wurden von schwer bewaffneter Polizei festgenommen. Watch Alex' 50" video.

A good time for inventors. A bad time for wizards


There seems to be a general consensus that the main reason for the downfall of the banking system is greed of top management. How wrong. How shortsighted. This seems to me as if the cause for the Second and First World War was government. No. There is a large group of sympathizers: mass media, investors, people that expected against all odds that they would conquer the world in a bloodless coup. They wanted an easy prey without effort and work. And they used their banks as armed forces. The banks willingly participated in this conspiracy against common sense and rejoiced in the excitement of invasion. Now excitement has turned into contemplation and sorrow. People have lost confidence.

This doubt is shaping the Zeitgeist. Intuitively the public is aware that this crisis is not the work of a small clique of traitors as presented in the media with their easy solutions. It is the result of a general exuberance of our society, enhanced by media with their daily reports that helped to mislead the public. It is the result of greedy investors and also of credit hungry consumers.
The general feeling today is a sense of being caught in-between, of being on a life’s journey, in the middle of a storm that seems without end. And worse, the destination is out of sight, in a cloud of fog. People start doubting. Does the destination really exist? Whom can one trust? Certainly not media. Media has failed to be a force of orientation and neutral information.

The good thing; in a time like this, people start exploring new terrain. It is a time to try out new ideas, as the old one have failed. This is a great time for inventors and a bad time for wizards.

Sonntag, 25. Januar 2009

EINE INTERNATIONALE FREIHANDELSZONE FÜR IDEEN

Ich kann mich noch genau an die Veranstaltung erinnern, an der ich Pete Watman aus Sydney getroffen habe. Sein Motto: I want to travel and explore the world. And I have the best possible job to make this happen. I am a copywriter. I travel light. All I need is a pen. Es hat nicht viel mehr gebraucht als dieses Gespräch, ein paar Arbeiten von ihm und er war Creative Director bei Lowe Zürich. Meine Leute waren skeptisch. Ein Australier? Als Werbetexter in Zürich? Kann er denn wenigstens Deutsch? Wie soll denn das gehen? Die Bedenken waren aber schnell weg, als wir in kurzer Folge zwei der prestigereichsten Mandate gewonnen haben, die beiden Grosskunden Orange und Credit Suisse.

Ich habe immer diese Vorstellung gehabt, dass eine Werbeagentur so etwas wie eine internationale Freihandelszone für Ideen sein könnte. Ein Ort, wo man anders tickt. Und genau diesen Eindruck hat Lowe in Zürich auf die Besucher hinterlassen mit dem gemixten Agentur Team: François, strategischer Planer aus Paris. Pete Watman, Creative Director aus Sydney. Keith, Creative Director aus Pennsylvania USA und Valentina und Mark, Creative Directors aus Zürich. Diese Diversity war ein Versuch aus einem neuen Ideenpool zu tanken, der zu ganz ungewöhnlichen Lösungen führte, zu neuen frischen Ideen. Viele Vertreter grosser Marken waren von diesem Denken angezogen. Es gab aber auch Kunden, wie zum Beispiel Möbel Pfister oder Rivella, die das traditionelle Modell bevorzugten und die Agentur wechselten.

Die Business Seite war aber nur ein Aspekt. Noch viel wichtiger war die Aufbruchstimmung in dieser internationalen Freihandelzone. Hier herrschte ein Geist der Offenheit und Toleranz, die jeden erfasst hat, der die Agentur betreten hat. Kreativität kennt eben keine Landesgrenzen.

Samstag, 24. Januar 2009

Einige Zahlen zum Blog











(Google Analytics, New-Ecology, 24.1.09) Peter, ein Freund von mir interessiert sich weniger dafür was ich tue, als mehr für die Motivation dahinter. Und selbstverständlich trifft dies auch auf diesen Blog zu.
Kurt, wieviel Geld verdienst du mit diesem Blog?
Keines.
Aber weshalb schreibst du denn?
Weil es Spass macht Erfahrungen und Gedanken weiterzugeben, die ich in meiner langen Zeit in Werbeagenturen gesammelt habe, wo ich alle Ups und Downs erlebt habe. Erfolg und Misserfolg. Enormen Spass und totalen Frust. Da sammelt sich Einiges an, das erzählenswert ist. Und wieso soll man dies für sich behalten, wenn es Leute gibt, die sich dafür interessieren.
In der Zwischenzeit haben wir eine kleine aber interessierte Gruppe von Leuten gefunden, die diesen Blog regelmässig liest. Man kann über Google Analytics erfassen, wie viele Personen den Blog lesen, an welchem Ort und welche Artikel im Vordergrund stehen. Am 1.1.2009 hatten wir 4 Leser. Heute, drei Wochen später sind es 266 Personen und ich schätze, dass New Ecology bis Ende 2009 Tausend Leser haben wird. Die Besucher verbringen durchschnittlichen 5 Minuten 38 Sekunden auf dem Blog. 38,8% sind neue Leser, 61,2% Wiederkehrende. Die meisten Leser haben wir in Zürich, dann Bern und an dritter Stelle Genf.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Verborgene Schätze


Als Caterina, das 22jährige arabische Dienstmädchen am 15. April den jungen Leo zur Welt brachte, war nicht absehbar, welchen Einfluss der Junge auf Kunst, Philosophie, Anatomie, Botanik , Mathematik und Medizin haben würde.
Er entwickelte schon in jungen Jahren ein Projekt für die Müllabfuhr in Mailand. Er arbeitete an einem Projekt zur Energiegewinnung aus Sonnenlicht. Fast hätte er dabei die Solarzellen erfunden. Bei anatomischen Studien entdeckte er die Arteriosklerose.

In seiner Heimat wurde er allerdings mit Misstrauen beobachtet und angefeindet. Er wurde wegen angeblicher Homosexualität angeklagt, dann aber freigesprochen. Vom Vatikan wurde er bespitzelt und ins Abseits gestellt.

Am französischen Hof dagegen hat man das Potential dieses jungen Mannes erkannt und geahnt welche Impulse er in allen Bereichen auslösen wurde . Man hat ihm erst einen Job in Mailand angeboten und schlussendlich erfolgte eine Einladung ins Schloss Amboise, wo er bis zu seinem Tod weiterarbeitete. Er war ein Inspirator für die Modernisierung Frankreichs. Dies alles geschah vor 500 Jahren. Der junge Mann hiess Leonardo da Vinci.

Eigentlich weiss man seit dem Mittelalter, dass kulturelle Vielfalt ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist, dass unterschiedliche kulturelle Hintergründe das wirtschaftliche Potential einer Volkswirtschaft steigern.

Kreativität ist in London einer der bedeutenden wirtschaftlichen Motoren. Die Ursache: kulturelle Vielfalt. Silicon Valley, eine Brutstätte der Kreativität. Die Ursache: kulturelle Vielfalt.

Da fragt man sich, vor was haben wir in der Schweiz Angst? Weshalb sind uns andere Kulturen so suspekt. Wieso reagieren wir anderen Kulturen gegenüber so abweisend. Woher kommt dieses Gefühl der Ueberlegenheit? Ich mache mir allerdings keine Sorgen für die Zukunft. Jetzt tritt eine neue Generation ins Berufsleben ein. Die Digital Natives. Sie sind mit dem Handy aufgewachsen, mit der Playstation, mit dem Internet. Sie benutzen die neue Technologie und kommunizieren mit Leichtigkeit über die Grenzen hinweg. Sie haben Gesprächspartner in Deutschland, in England, in Saudi Arabien, in Indien und sie stellen fest, mon dieu, die sind ja gut, die Leute da draussen, die können mir etwas beibringen. Ich kann von ihnen etwas lernen. Die Herzen und die Köpfe sind offen für Neues. Ein Plakat wie das jetzige der SVP zur Personenfreizügigkeit wird in 10 Jahren Ekel auslösen. Das Denken hinter diesem Plakat ist museumsreif. Willkommen in einer modernen weltoffenen Schweiz.

Sonntag, 18. Januar 2009

Der mächtigste Mann der Welt
















Letzten November haben die Amerikaner einen neuen Chef gewählt. Dieser Mann hat heute seinen ersten Arbeitstag. Es ist ein Mann mit einer unglaublichen Anziehungskraft, einer der an das Potential und die Kreativität seiner Mitarbeiter glaubt, sie fördert und ihnen Raum gibt Grosses zu leisten. Doch nach dem heutigen Inauguration Day sind wir wieder mit dem Alltag konfrontiert. Und im Alltag sind die Haltung und Entscheidungen unseres tatsächlichen Chefs meist einschneidender für unser Leben als die des Präsidenten.

Ich habe in meinem Leben wundervolle Chefs gehabt, echte Visionäre, kreative begabte Leute, echte Charaktere mit Rückgrat. Ich habe aber auch richtige Miesmacher angetroffen, Windfahnen, Egomanen. Hier mein Tipp. Ich habe mir vorgenommen, mir meine Energie und Kreativität nicht rauben zu lassen. Ich habe mir vorgenommen, nicht durch den Kopf meines Chefs hindurchzudenken, sondern mir meine eigenen Gedanken zu machen und meine eigenen Ideen zu finden. Das hat so richtig Zoff gegeben aber auch jede Menge Power. Versuchs mal.

Freitag, 16. Januar 2009

Robert Salis schreibt einen eigenen Blog


Jeder, der mich kennt weiss, dass ich kaum Geheimnisse habe. Ich bin wie ein offenes Buch, in dem Jeder freizügig rumblättert. Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass dies für andere auch so ist. Vergiss es. Robert hat mir heute Morgen buchstäblich in den Hörer gekotzt. Was mir einfällt, ihn mit Foto auf meinem Blog zu demontieren und als oberflächlichen Partyfuzzi darzustellen. „Wie soll ich da meine Pläne einer eigenen Firma im Vorsorgebereich umsetzen können?“

Und noch was. Ich hätte ihm den Porsche Deal vermasselt, indem ich alle Verkaufsdetails auf meinem Blog bekannt gegeben hätte, wodurch ein Interessent aus Deutschland auf diesen Wagen aufmerksam wurde und ihn unter seiner Nase weggeschnappt hat. (Das tut mir übrigens wirklich leid. Wer hätte ahnen können, dass sich die Leser meines Blogs für Porsche interessieren?)

Er würde jetzt seinen eigenen Blog schreiben. Da ging es aber nicht darum, die Welt zu verbessern, sondern um Lifestyle und so Sachen, welche die heutigen Konsumenten wirklich interessieren. Seine Kenntnisse im Nebenfach Marketing bei Tomczak würden ihn da bestens positionieren. Und drittens, sein richtiger Name sei übrigens nicht Robert Salis, sondern Robert von Salis.

Zuerst war ich wütend. Ich wurde von Petra, seiner Freundin einfach in diese Geschichte hineingezogen. In meinen Blog geht es nun halt mal um eine neue Lebensanschauung, die ich anhand von Beobachtungen aus meinem Umfeld beschreibe. Doch dann sagte ich mir; ist doch super, dass Robert seinen eigenen Blog hat. Das wird die Diskussion um meine Themen anheizen. Deshalb hier Robert von www.robertsalis.blogspot.com:

Donnerstag, 15. Januar 2009

Sold, auf der New-Ecology Platform. Ziemlich makaber












Ich habe soeben einen Anruf von einem Herrn Sömmerli von der F + O Automobil AG in Aarau erhalten. Was mir einfällt, das Bild von einem seiner Autos auf meiner Promotion Site zu verwenden. Ich wollte gerade erklären, dass New-Ecology in gar keinen Fall eine Auto Promotionsseite ist, ganz im Gegenteil, uns geht es um einer bessere Welt, als er ins Telefon lacht und witzelt, Herr Schmid das war ein Scherz.
Ich habe eine gute Nachricht für Sie. Ein Typ aus Bochum hat Ihr Inserat gelesen und hat dieses hochmotorisierte Scheunentor für 47'000 Franken gekauft. Sofern Sie bereit sind, weiterhin meine Autos zu promoten, zahle ich Ihnen eine Kommission von 5% auf den Verkaufspreis und 10% für einen Cayenne. Ueber die normalen Websites werde ich diese Schlitten nicht mehr los. Da kann ich so viel Geld reinstecken, wie ich will. Das haben mir die Grünen so richtig vermasselt und die Banker, die kaufen jetzt eh bei Aldi.

Und da soll mal einer sagen, man kann mit einem Blog kein Geld verdienen. Eines werfe ich mir allerdings vor. Es ist mir offensichtlich nicht gelungen, die richtigen Leser für meinen Blog zu finden. Was mache ich bloss falsch. Hallo ihr draussen hat mir jemand einen Rat.

Robert allein zuhause












Petra hat mich vorgestern angerufen und mir gesagt, dass sie sich echte Sorgen um Robert macht. Sie hat mich gebeten, ob ich nicht mal mit ihm reden könnte. Er schliesst sich zuhause ein und beantwortet nicht mal ihre Telefone. Auf Facebook konnte sie allerdings diesen Flash lesen. "Bin wieder available." Und dann hat er das Foto dieses silbergrauen Porsche Carreras gepostet.

Ich habe die Anzeige unter Autoscout24 gefunden. Ein Porsche Carrera 1999 mit 100'000 Kilometern, für 49'900 Franken, finanziert von der GE Money Bank. Dieser Verrückte will ja wohl nicht dieses Auto kaufen. Ich hatte echt keine Lust ihn anzurufen. Aber es ist auch nicht meine Art, Jemanden dem es mies geht einfach hängen zu lassen.

Zu meiner Ueberraschung hat er das Telefon gleich abgenommen. Keine Spur von Depression. Ganz im Gegenteil: „hey Kurt wie geht’s dir? Cool dass du anrufst. Bin gerade auf dem Sprung, was kann ich für dich tun? Hey hast du gesehen, die Porsches kannst du jetzt zu einem Schleuderpreis kaufen, vor allem die Cayennes. Das haben wir diesem Arsch, diesem Wirtschaftskiller und Gutmenschen diesem Bastien Girod mit seiner Stop Offroader Initiative zu verdanken. Gestern habe ich so einen idiotischen Brief von denen erhalten, wo sie meinen Cherokee als Dreckschleuder bezeichnen. Wenn ich dem auf der Strasse begegne, polier ich ihm die Fresse. Was bildet der sich ein, er wäre der einzige anständige Mensch auf dieser Erde? Was für ein arrogantes Arschloch.“
„Hey Robert, kann ich was für dich tun“.

Ja, meint er, ein Kumpel von mir veranstaltet am Samstag eine heisse Party in seiner Villa in Herrliberg. Du hast doch sicher ein paar Viagras bei dir. Weißt du, da gibt’s so tolle Weiber und ich möchte einfach Fun haben. Uebrigens, ich ruf dich zurück, muss weg. Bis bald.“ Weg ist er.

Ich frage mich, hey, wer ist hier der Arsch? Wie kommt der auf die Idee, dass ich Viagras habe, bloss weil ich über 50 bin? Na, was Gutes hat’s ja, gibt ne gute Story für meinen Blog.

Dienstag, 13. Januar 2009

The right to kill

Die israelische Armee hat den Gaza Streifen für Journalisten abgeriegelt. Sie sollen nicht miterleben, welche Angst und Verzweiflung unter den 1,5 Millionen Menschen herrscht, die meisten unter der Armutsgrenze, die auf diesem 360 km2 winzigen Landstreifen eingeschlossen sind.

Damit’s anschaulicher wird. Der Kanton Zürich hat fast eben so viele Einwohner wie der Gazastreifen, ist aber mit 1730 Km2 rund 5 Mal grösser.

Die Israelis wollen diesen Krieg nicht, sagen sie. „Wir müssen ihn führen“. „Wir verteidigen unser Leben“. „Wir haben das Recht zu töten“. 1 Million Israelis leben gemäss Hamas im Zielgebiet der 7000 Kassam-Raketen, einfachsten mit Sprengstoff abgefüllten Stahlröhren, die bisher in Richtung Israel abgefeuert wurden.
Die Hamas will diesen Krieg. „Wir müssen ihn führen“. „Wir verteidigen das Recht der Palästinenser auf eine Heimat“. „Wir haben das Recht zu töten“.

Woher kommt diese Vorstellung, dass wir das Recht zum töten haben als ob es sich um ein Naturgesetz handeln würde? Ich wünsche mir, dass in irgendeinem palästinensischen Flüchtlingslager oder einer israelischen Siedlung oder gar in Bethlehem ein Junge heranwächst oder ein Mädchen, mit der Einsicht eines Mahatma Gandi, eines Martin Luther Kings oder eines Nelson Mandela, welche die Gabe haben der Spirale des Tötens ein Ende zu setzen. Ich gehe nicht davon aus, dass ein Karrierediplomat aus Tulsa, Oklahoma hier einen Durchbruch erzielen kann.

Sonntag, 11. Januar 2009

Robert Salis wurde gefeuert

Ich habe über Umwege erfahren, dass Robert Salis letzte Woche entlassen wurde. Persönlich hätte er mir das nie erzählt. Er wollte immer als der strahlende Gewinner dastehen. Wenn ich ihn traf, hat er mir von seinen Parties erzählt, die bis in die frühen Morgenstunden gedauert haben und von seinem Porsche Carrera, den er sich noch kaufen wollte bevor er 35 ist. Nach 40 meinte er, ist’s eh vorbei mit dem Leben. Dann existiert man bloss noch. Man kann ebensogut tot sein. Ich weiss von seiner Ex, dass er schlecht schläft, dass er von Alpträumen geplagt wird und dass die Schieflage der UBS, dem Schweizer Symbol für Sicherheit, irgendwie sein Weltbild zerrüttet hat. Typisch für ihn, dass er sich ausgerechnet von so was runterholen lässt. Als ob es sonst keine weiteren Anliegen mehr gäbe. Sie hat ihm empfohlen mal einen Arzt aufzusuchen, doch Robert meint er sein ja nicht krank. Ein bisschen Schlaflosigkeit hat noch Niemanden umgebracht.

Mir ist das Gehabe von Robert eh immer auf die Nerven gefallen. Dieses ewige Getue mit seinem imaginären Porsche, seiner gefälschten Rolex , die er sich für 35 Dollar in Singapore gekauft hat, seinen idiotischen Fotos auf Facebook und Tillate, seinem nichts sagenden Fotoblog von seiner Australienreise und seinen persönlich designten Nikes fand ich nervig. Zudem hat er sich immer so verhalten, als ob er die Welt verstünde, als ob er der grosse Börsenguru wäre, bloss weil er bei Swissquote Google Aktien gekauft hat und UBS Aktien, die sich dann vermehrten wie Kaninchen. Mein Gott der Kerl ist 32. Wake up, denke ich dann. Hör auf dein Leben so zu leben, als ob du aus einem Lifestyle Magazin ausgeschnitten wurdest. Entwickle deine eigene Kreativität. Du könntest so viel erreichen. Du brächtest Grosses zustande.

Jetzt sitzt Robert zuhause und geht kaum mehr aus. Was ihm am meisten zusetzt, hat mir Petra erzählt, ist dass es mit dem Traum des Porsches aus ist. Er ruft auch sie nicht mehr an. Sie allerdings liebt ihn immer noch. Ob er mir leid tut? Nein, natürlich nicht. Vielleicht lernt der Kerl endlich mal, um was es hier wirklich geht. Ich kenne dieses Gefühl natürlich, irgendwie zwischendrin zu hängen, nicht wirklich angekommen zu sein, auch ohne Porsche. Das entspricht wohl unserem Zeitgeist. Dieses Gefühl, dass man eigentlich alles könnte und es dennoch nicht wirklich schafft. Ich glaube ich schick ihm mal meine Blogadresse. ☺

Samstag, 10. Januar 2009

Power to the People
















Am 12 März 1971 hat John Lennon seinen Song „power to the people veröffentlicht. Der damalige Zeitgeist war einer der Ohnmacht und der Frustration, der sich in offener Rebellion manifestiert hat, in der Wut der Black Panters gegen Rassismus und Establishment und der Rebellion der jungen Generation gegen den Vietnamkrieg. Es war die Zeit der Präsidentschaft von Richard Milhouse Nixon.

Das neue Jahrtausend hat ein neues Verständnis und Selbstbewusstsein hervorgebracht. Das Establishment, die Banken, die Medien, die politischen Parteien wurden entzaubert. Der Lack ist weg. Das Anthem „Power to the People“ wurde Realität und gleichermassen Ausdruck des heutigen Zeitgeistes.

Trigger war nicht eine politische Revolution, sondern die Revolution der Technologie und der Medien und Wunderkinder wie Bill Gates von Microsoft, Steve Jobs von Apple, Sergey Brin und Larry Page von Google, David Filo und Jerry Yang von Yahoo, Jimmy Wales von Wikipedia, Jeffrey T. Bezos von Amazon.

Jede Person, jede Community ist heute selber ein Medium, die Autoritäten, Institutionen aber auch Marken zwar schnell hochbringen, aber auch gleich wieder fallenlassen können, wenn sie nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Diese Macht äussert sich in allen Bereichen, in der Kunst, in der Freizeitgestaltung, im Beruf und im Konsumverhalten. Die Google Zeitgeiststudie zeigt auf, dass do-it-yourself weltweit einer der grössten Trends ist. Begriffe wie do-it –yourself-Heirat bis do-it-yourself -Car sind die in den USA im Jahre 2008 die am häufigsten genannten Suchbegriffe im Bereich Trends.

Die Frage ist nun, was machen wir mit dieser neu gewonnen Macht? Wir haben jetzt die Mittel in der Hand eine Welt zu gestalten die offener ist, toleranter, schöpferischer als die Vergangenheit. Was schlägst du vor?

Mittwoch, 7. Januar 2009

Ein Blick in den Spiegel













Vor anderthalb Jahren habe ich eine Bewerbung von Andrei erhalten. Aus Rumänien. Er hatte soeben die Kunsthochschule in Timisoara, einer mittelgrossen Stadt im Westen von Rumänien abgeschlossen und bat um eine Praktikumsstelle. Mutig der Kerl. Aus Rumänien. Das ist unmöglich, sagte ich mir und hab das Dossier weggelegt. Doch seine Bewerbung hat mich nicht in Ruhe gelassen. Sie war brillant. Die Arbeiten enthielten einen Ideenreichtum und eine Perfektion, wie ich sie selten angetroffen habe.

Schlussendlich habe ich Andrei zu einem Gespräch eingeladen. Schlussendlich habe ich ihm eine Praktikumsstelle angeboten und schlussendlich hat Andrei zusammen mit Patricia in jenem Jahr den Young Creative Award gewonnen und war dann geladener Gast am Werbefestival in Cannes. Andrei gehört zu den Besten und Talentiertesten. Viele Schweizer Agenturen hätten ihn gerne eingestellt, doch sie dürfen nicht. Es gibt keine Freizügigkeit mit Rumänien.

Und nun hängt dieses widerliche Plakat der SVP vor meiner Haustür. Es erinnert mich schmerzhaft an ähnliche Verfemungskampagnen aus dem Sumpf der Vergangenheit. Ich frage mich jedesmal, welcher hässliche Geist Vater dieses billigen Machwerks ist. Woher kommt diese Wut, diese Verachtung und Verbitterung.

Klar ist für mich, dass die gierigen Vögel auf dem SVP Plakat nichts gemeinsam haben mit Andrei, der wohlerzogen ist, höflich und taktvoll. Sie erinnern mich aber sehr an das Geplärre, die Gehässigkeit und das Gezerre einiger SVP Vertreter, wenn sie sich am Fernsehen aufplustern. Und ich frage mich, ob deren Haltung nicht allenfalls einem Krankheitsbild entspricht, Paranoia und wieweit es sich bei den Krähen und Raben um das Bild handelt, das diese Leute jeden morgen im Badezimmer im Spiegel entdecken, mit der Beschriftung: what you see is what they get.

Dienstag, 6. Januar 2009

Werden wir immer weltoffener?


Zhang Hontsu, Saatchi Gallery

Unsere Tochter Camille (20) hat ihrem Bruder Vincent (16) zu Weihnachten ein Jahresabonnement fürs Zürcher Kunsthaus geschenkt. Camille hat selber ein Jahresabo. Ihre Liebe für Kunst kommt nicht ganz überraschend. Schon als Kids haben wir die beiden in die Kunstmuseen mitgenommen. Am meisten beeindruckt hat sie die Saatchi Gallery in London und das Centre George Pompidou in Paris.

Der Gründer der Werbeagentur Saatchi & Saatchi, der heutige Kunstmäzen Lord Saatchi hat mit seinen frischen und gewagten Konzepten wahrscheinlich mehr getan, um jungen Leuten in der Schweiz den Zugang zur Kunst zu ermöglichen als die Stiftung pro Helvetia oder die Schweizer Kulturförderung mit ihren unsäglich schlechten Websites. Aber auch dem ehemaligen Staatspräsidenten George Pompidou dürfen wir Schweizer dankbar sein, dafür dass mit dem Centre Pompidou das Interesse an der Kunst auch in der Schweiz gestiegen ist. Kunst kennt eben keine Landesgrenzen.

Dieses Interesse am internationalen Schaffen auch in der Schweiz entspricht dem heutigen Zeitgeist. Wir haben gelernt, dass uns unterschiedliche Kulturen bereichern, in so vielen Bereichen; in der Musik, in der Literatur, dem Film der Fotografie, der Malerei, aber auch in der Wissenschaft, der Technologie. Kulturelle Vielfalt ist geradezu der Grund und Nährboden für Fortschritt und Entwicklung. Wie jeder weiss. Ausser die SVP.

Sonntag, 4. Januar 2009

Zeitgeist


Robert Salis , 32, Vorsorgeberater bei der Zürich, ungebunden, in between, caught in the middle.


Er ist bei seinen Kollegen für seine gute Laune und für seine Vorliebe für geile Parties bekannt. Das ist bei Facebook und auch Tillate gut dokumentiert. An den Wochenenden geht er kaum vor 4 Uhr morgens in Bett. Dafür schläft er dann am Sonntag bis in den Nachmittag hinein.

Doch seit dem Herbst 2008 wird er von Alpträumen gequält, wacht mitten in der Nacht auf und kann dann nicht mehr einschlafen. Gelegentlich steckt er sich eine Philipp Morris an, obwohl er sich geschworen hat, endlich mit diesem Scheiss aufzuhören. Es liegt nicht nur daran, dass er bei Swissquote 40'000 Franken verloren hat, mehr als 60% seiner Ersparnisse, die er eigentlich als Anzahlung für seinen VW Touareg oder allenfalls einen Porsche Carrerea nutzen wollte. Ersparnisse ist vielleicht der falsche Begriff. Von seinem monatlichen Lohn von 7200 Franken bleiben nichts als Krümel übrig und sein Kreditkartenkonto ist bis an die Grenze ausgereizt. Das Geld stammt aus einer kleiner Hinterlassenschaft seiner Grossmutter und von einem Bonus, den er 2007 dafür erhalten hat, dass er seinen Götti davon überzeugen konnte, mit seinem Unternehmen zur Zürich zu wechseln.

Es ist ein allgemeines Gefühl der Unsicherheit und der Angst, das ihn nachts überfällt. Die Tatsache, dass die UBS und ihr Macher Ospel an die Wand gefahren wurden hat sein Weltbild, in dem alles immer besser wird, wo die cleveren und smarten, die schnelleren und mutigeren gewinnen zum Einsturz gebracht.

Ja natürlich. Es ist schon mal so eine Ikone untergegangen, die Swissair. Sein Vater hat damals ebenfalls fast alles verloren. Auch damals kam dieses Gefühl der Unsicherheit auf, der Enge, und Zweifel an der Kompetenz einer McKinsey, oder eines Mühleman von der Credit Suisse und Ospel. Den Mühleman hats zwar verscherbelt. Aber der Ospel und auch die McKinsey haben sich dann dem Schlamassel entzogen. Und der Swiss geht’s heute blendend. Alles ist also möglich.
Man muss nur kaltschnäuzig genug sein. Und dann das jetzige Debakel.

Doch wenn’s der Ospel nicht schafft, wie soll er es schaffen. Mit seinen Kollegen spricht er nicht drüber. Sie sind zu sehr mit sich selber beschäftigt und er will nicht den Eindruck erwecken, dass er ein Weichei ist. Doch er macht sich schon Sorgen, ob die Zürich nicht auch bald Leute abbauen wird, wie die Versicherungen und Banken in den USA und dann ist endgültig vorbei mit seinem Traum vom Porsche, seiner Rolex und Anzügen von Armani. Scheisse, sagt er sich und fragt sich, ob es sich unter diesen Umständen noch lohnt sich ein Bein auszureissen, wo’s doch eh keine Rolle mehr spielt. Er empfindet das als so ungerecht. Er hat doch erst gerade angefangen. Es hat doch alles so gut angefangen, und er ist noch nirgendwo angekommen und jetzt das. Er fühlt sich wie in der Mitte gefangen.

Donnerstag, 1. Januar 2009

Alles Biochemie?



Gleitschirmunfall in Fanas
30. Dezember 2008 15.00

Eine Studie des Albert Einstein College of Medicine in New York schlägt vor, dass der Grund weshalb Menschen Risiken eingehen, eine biochemische Ursache hat. Es sei der Neurotransmitter Dopamin. Das Hirn von risikofreudigen Menschen reagiere intensiver auf einen externen Dopaminschuss, als das von risikoaversen. Dopamin verursacht ein derartiges Glücksgefühl, dass man das Risikoerlebnis wiederholen müsse, genauso wie sich Drogenabhängige von einem High zum nächsten sehnen.

Die Studie deutet an, dass wir Menschen erstens Opfer von biochemischen Prozessen sind und zweitens, dass wir glücksgetrieben sind. Ich bin kein Experte in diesen Fragen, aber ich habe meine Zweifel. Meine Beobachtungen und die Lektüre der grossen Abenteurer und Entdecker, wie zum Beispiel Sir Shackleton oder Laurence of Arabia zeigt ein Bild von Leuten mit einem eisernen Durchhaltevermögen, die ganz im Gegenteil unter schwierigsten Umständen Höchstleistungen erbringen, Kraft ihrer Vision und ihres Willens.