Mittwoch, 7. Januar 2009

Ein Blick in den Spiegel













Vor anderthalb Jahren habe ich eine Bewerbung von Andrei erhalten. Aus Rumänien. Er hatte soeben die Kunsthochschule in Timisoara, einer mittelgrossen Stadt im Westen von Rumänien abgeschlossen und bat um eine Praktikumsstelle. Mutig der Kerl. Aus Rumänien. Das ist unmöglich, sagte ich mir und hab das Dossier weggelegt. Doch seine Bewerbung hat mich nicht in Ruhe gelassen. Sie war brillant. Die Arbeiten enthielten einen Ideenreichtum und eine Perfektion, wie ich sie selten angetroffen habe.

Schlussendlich habe ich Andrei zu einem Gespräch eingeladen. Schlussendlich habe ich ihm eine Praktikumsstelle angeboten und schlussendlich hat Andrei zusammen mit Patricia in jenem Jahr den Young Creative Award gewonnen und war dann geladener Gast am Werbefestival in Cannes. Andrei gehört zu den Besten und Talentiertesten. Viele Schweizer Agenturen hätten ihn gerne eingestellt, doch sie dürfen nicht. Es gibt keine Freizügigkeit mit Rumänien.

Und nun hängt dieses widerliche Plakat der SVP vor meiner Haustür. Es erinnert mich schmerzhaft an ähnliche Verfemungskampagnen aus dem Sumpf der Vergangenheit. Ich frage mich jedesmal, welcher hässliche Geist Vater dieses billigen Machwerks ist. Woher kommt diese Wut, diese Verachtung und Verbitterung.

Klar ist für mich, dass die gierigen Vögel auf dem SVP Plakat nichts gemeinsam haben mit Andrei, der wohlerzogen ist, höflich und taktvoll. Sie erinnern mich aber sehr an das Geplärre, die Gehässigkeit und das Gezerre einiger SVP Vertreter, wenn sie sich am Fernsehen aufplustern. Und ich frage mich, ob deren Haltung nicht allenfalls einem Krankheitsbild entspricht, Paranoia und wieweit es sich bei den Krähen und Raben um das Bild handelt, das diese Leute jeden morgen im Badezimmer im Spiegel entdecken, mit der Beschriftung: what you see is what they get.

1 Kommentar:

Mathis hat gesagt…

Du hast recht, Kurt: Als ich die Vögel zum ersten Mal sah, dachte ich ans Rosinenpicker-Image, das die Schweiz hat. Die Vögel waren für mich die Schweizer und nicht die Roma