Sonntag, 11. Januar 2009

Robert Salis wurde gefeuert

Ich habe über Umwege erfahren, dass Robert Salis letzte Woche entlassen wurde. Persönlich hätte er mir das nie erzählt. Er wollte immer als der strahlende Gewinner dastehen. Wenn ich ihn traf, hat er mir von seinen Parties erzählt, die bis in die frühen Morgenstunden gedauert haben und von seinem Porsche Carrera, den er sich noch kaufen wollte bevor er 35 ist. Nach 40 meinte er, ist’s eh vorbei mit dem Leben. Dann existiert man bloss noch. Man kann ebensogut tot sein. Ich weiss von seiner Ex, dass er schlecht schläft, dass er von Alpträumen geplagt wird und dass die Schieflage der UBS, dem Schweizer Symbol für Sicherheit, irgendwie sein Weltbild zerrüttet hat. Typisch für ihn, dass er sich ausgerechnet von so was runterholen lässt. Als ob es sonst keine weiteren Anliegen mehr gäbe. Sie hat ihm empfohlen mal einen Arzt aufzusuchen, doch Robert meint er sein ja nicht krank. Ein bisschen Schlaflosigkeit hat noch Niemanden umgebracht.

Mir ist das Gehabe von Robert eh immer auf die Nerven gefallen. Dieses ewige Getue mit seinem imaginären Porsche, seiner gefälschten Rolex , die er sich für 35 Dollar in Singapore gekauft hat, seinen idiotischen Fotos auf Facebook und Tillate, seinem nichts sagenden Fotoblog von seiner Australienreise und seinen persönlich designten Nikes fand ich nervig. Zudem hat er sich immer so verhalten, als ob er die Welt verstünde, als ob er der grosse Börsenguru wäre, bloss weil er bei Swissquote Google Aktien gekauft hat und UBS Aktien, die sich dann vermehrten wie Kaninchen. Mein Gott der Kerl ist 32. Wake up, denke ich dann. Hör auf dein Leben so zu leben, als ob du aus einem Lifestyle Magazin ausgeschnitten wurdest. Entwickle deine eigene Kreativität. Du könntest so viel erreichen. Du brächtest Grosses zustande.

Jetzt sitzt Robert zuhause und geht kaum mehr aus. Was ihm am meisten zusetzt, hat mir Petra erzählt, ist dass es mit dem Traum des Porsches aus ist. Er ruft auch sie nicht mehr an. Sie allerdings liebt ihn immer noch. Ob er mir leid tut? Nein, natürlich nicht. Vielleicht lernt der Kerl endlich mal, um was es hier wirklich geht. Ich kenne dieses Gefühl natürlich, irgendwie zwischendrin zu hängen, nicht wirklich angekommen zu sein, auch ohne Porsche. Das entspricht wohl unserem Zeitgeist. Dieses Gefühl, dass man eigentlich alles könnte und es dennoch nicht wirklich schafft. Ich glaube ich schick ihm mal meine Blogadresse. ☺

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warum wird Robert Salis messerscharf kritisiert und den Psychologen zum Frass vorgesetzt?

Seien wir doch ehrlich: ein Anteil des Männerglücks ist vom Porsche Carrera oder dem steigenden UBS Aktienkurs abhängig. Auch wenn Porsche und Börse bloss Symbole für Eigenschaften sind, die den Überlebenskampf unserer Urahnen prägten: Schnelligkeit auf der Jagd, wirtschaftlichen Erfolg im Handel.

Die Menschheit benötigt nicht nur Priester, sondern auch Jäger und Händler. Es lebe Robert Salis. Hoffentlich erwacht er aus seiner Depression und nimmt einen zweiten Anlauf.

rolf hat gesagt…

Röbi ist ein armes Schwein. Arme Schweine soll man entweder schlachten oder aufpäppeln. Ich bin für die zweite Methode. Das heisst:

Ich würde ihn in die Arme nehmen und sagen: "Weisst du Röbi, du bist ein ganz Armer, weil du jetzt dein Auto nicht kriegst. Aber wenn du zufrieden damit bist, dass ich hie und da mit dir zusammensitze und mit dir plaudere ... Das wäre doch immerhin besser als gar nichts. Findest du nicht auch?"

Falls der Röbi will, hat er verschüttetes Potential, das aufgedeckt werden soll.

Falls der Röbi nicht will, kann das arme Schwein immer noch geschlachtet werden.