Donnerstag, 19. März 2009

Lukas Reimann (NR/SVP): „Ich bin ein Alltagspragmatiker.“


Heute sind es genau zehn Jahre her seit ich als 16-jähriger Zuger Jungjournalist die Bundesratsnichtwahl unseres führenden Kaimaninseln Managers Peter Hesse in der Wandelhalle portraitierte. Damals war die Medienwelt noch in Ordnung. Es waren die Breitenmedien und Anchormen, die die Meinungen bildeten. Ab heute ist alles anders. Es sind Leute wie wir, die sich dazu entschlossen haben, Politik nicht einer kleinen Elite von Profirhetorikern, Apparatchiks und Intellektuellen zu überlassen. So liessen wir uns von SVP Nationalrat Lukas Reimann, der in der Presse als Polittalent gefeiert wird, zu einem Interview ins Bundeshaus einladen.

Inhaltlich gibt es über unser Interview mit dem jüngsten Nationalrat im Bundeshaus nicht viel zu sagen. Als Politiker blieb er sachlich, formell, korrekt. Die Frage zum Beispiel, was die SVP dafür tut, dass die Frauen noch in diesem Jahrhundert nicht bloss als dekorative Anhängsel der Männer gesehen werden, liess er wie Teflon ans sich abperlen, indem er ein laues Bekenntnis für die Gleichberechtigung von Mann und Frau abgab.

Was jedoch Lukas Reimann bemerkenswert macht, ist die Konsequenz und Hartnäckigkeit mit denen er die neuen Medien nutzt und so trotz seiner Mehrfachbelastung als Jura-Student und SVP-Politiker ein Gefühl von Nähe und Verfügbarkeit gibt. Der 26-jährige Nationalrat ist tatsächlich erreichbar: über Facebook, Xing, youtube, eigene Website, öffentliche Fotoalben, Blogs, zwei Mobiltelefone und einem Bundeshauspager. Er beantwortet jedes Email, jeden Telefonanruf , jedes SMS und empfängt auch gerne Gäste im Bundeshaus, selbst wenn sie anderer Ansicht sind, wie ich als Blogjournalist von New Ecology.

Lukas Reimann ist ein ein digitaler Vorreiter in einem Bundeshaus, dass von Digital Ignorants und Fugitives beherrscht wird. Er ist ein typischer Vertreter des Zeitgeistes, des „I want, I can and I do spirits“ unter konsequentem Einsatz der neuen elektonischen Medien und Community Plattformen. Ob es ihm gelingen wird, eine eigenständiges politisches Profil zu entwickeln, wird sich noch zeigen. Er ist ja noch so jung.

Dieses Interview fand am 17. März um 11.30 Uhr in der von der Frühlingssonne durchfluteten Wandelhalle vom Bundehaus statt. Lukas Reimann war so in unser Gespräch versunken, dass er die Abstimmung zur Immunitätsaufhebung von Christoph Mörgeli verpasste. Übrigens: Auf die Frage, welches Lied er wäre, schluckte er leer und sagte zögernd „I’ve got you under my skin“.

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