Samstag, 14. März 2009

Tagebuch einer Nymphomanin



Fotografie: Leila Mendez, Spain








Ich wollte gestern die Inhalte eines Referates abstimmen, das Valérie am 27.April bei uns in der Account Planning Group hält. Schlussendlich kam es zu einem langen und tiefen Gespräch, das mir Einsichten in so viele Lebensbereiche gab.

Es ist interessant Kurt, sagte sie, ich kann meine Bücher nicht in meiner Muttersprache französisch schreiben, wenn ich in französisch schreibe, dann kommen bei mir Schuldgefühle hoch für mein Leben und meinen Lebensstil. Nicht so in Spanisch. Da bin ich wie ein anderer Mensch und fühle mich frei und unbeschwert. Nicht dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, viele Männer zu lieben und in einem Edelbordell gearbeitet zu haben.Ich habe nie meinen Körper verkauft, sondern die Kunst der Liebe und habe so Freude bereitet und Freude empfangen. Aber ich hatte auch Angst meine Eltern zu verletzen.

Aber Valérie, Nymphomanie ist eine Krankheit, sagte ich ihr, eine Sucht. Nein, sagte sie mir. Sex macht nicht süchtig. Sex ist nicht addictive. Sucht kann Teil unserer Psychologie sein und dann äussert sie sich in den unterschiedlichsten Formen und Farben.

Vor allem aber ist Sex Freude und Erfüllung. Und es ist bedauerlich, dass um die Sexualität so viele Stigmas bestehen und so viel Moral, wodurch das was uns Freude machen könnte unterdrückt wird. Und diese Unterdrückung ist die Ursache von vielen grossen Problemen.

Ich habe mir vorgenommen gegen diese sexuellen Stigmas anzutreten, sagte sie und damit einen Beitrag für mehr Freude und Glück zu schaffen. Es ist die Freude, die Erfolg im Leben bringt. Nicht umgekehrt.

1 Kommentar:

rolf hat gesagt…

Ein volles "Ja" zu Valéries Einstellung zur Sexualität. Ob sie sich aber bewusst ist, dass sie mit ihrer persönlichen Sex-Geschichte einfach Glück gehabt hat?

Der Zufall wollte es so: Als Kurt diesen Text ankündigte, hatte ich auch mit einer Nymphomanin zu tun. Jung, schön, sexy, intelligent ... eine gemeinsame Bekannte stellte uns gegenseitig vor, weil sie mich ihr "unbedingt" vorstellen wollte. Ich hatte Zeit für einen kurzen Kaffee, mehr nicht. Beim Tschüss der heimliche Zettel mit einer Handy-Nummer: Ruf mich mal an.

Wow, wie tat mir altem Knacker diese Zuwendung gut! Verschiedene Lebengeister, tendenziell eher auf Reserve, regten sich unverhohlen. Und dann tat sie einfach alles, um mich ins Bett zu bringen, möglichst schnell, wo auch immer. Es hätte auch nicht unbedingt ein Bett sein müssen.

Es war mehr Angst vor Unannehmlichkeiten als Charakterstärke, die mich lange genug zögern liess. Unterdessen habe ich viel über diese Frau erfahren. Das meiste davon ist traurig. Wie der Schein doch trügen kann! Wie viel geübte Sätze doch verschweigen können! Aus meiner Geilheit ist Mitleid geworden. Bei "meiner" Nymphomanin ist Sexualität DIE Möglichkeit, sich vor sich selbst zu verbergen.

Valérie hat einfach Glück gehabt. Oder benützt auch sie geübte Sätze, um vieles zu verschweigen?