Donnerstag, 16. April 2009

Martin













Ich weiss nicht, was mich gestern abend noch in die Kronenhallen Bar trieb, nachdem ich vom Barbecue bei Tom zurückfuhr. Eine Vorahnung vielleicht. Ich setze mich allein an ein Tischchen, bestell einen Gimlet, auf Gin Basis mit einem Spritzer Bier und da stolpert ein männliches Boss, Bally, Rolex Abbild an meinen Tisch, wie aus einem Lifestyle Magazin ausgeschnitten, und schüttet meinen Gimlet über den Tisch.

„Tut mir leid. Echt“. Und wirft sich neben mich in den Sessel. Und ohne Umschweife. „Sag mal, willst du meinen Astin Martin kaufen, für 73 Tausend kannst du ihn haben. Musst ihn einfach polieren: meine Ex hat nämlich mit dem Schlüssel „Schwein“ auf die Motorhaube geritzt. Sie hat mein Handy gekapert mit einigen eindeutigen Textmessages. So sind Frauen. So easy. Ich geh in nen Club und räum mir eine ab. Ich werde ihr keine Träne nachweinen“.

Er heisse Martin und hätte heute frei genommen. Sie hätten ihn eh entlassen.

„Mein Gott, wie wünsche ich mir den Ospel zurück. Das waren noch Zeiten. Als Relationship Manager habe ich easy 200 Tausend verdient und dann nochmals soviel Bonus, wenn du Kunden bringst und mit ihrem Geld ein bisschen rumjonglierst. Ich hätte auch zu McKinsey gehen können. Doch da machen sie dich kaputt. Das ist eine verschwörte Bande und als Einsteiger halsen die dir den ganzen Kram an, den sie nicht selber machen wollen“.

„Nein, ein Job am Paradeplatz ist da cooler. Ja klar, da gibts die alten reichen Säcke, die Zeit haben, dich jeden Tag anzurufen und am liebsten jede Woche vorbeikommen würden, vorallem wenn‘s etwas kribblig wird. Ich hatte für solche Fälle immer einen Upper dabei, damit ich in der Besprechung nicht vor Langeweile vom Stuhl fiel.

„Aber manchmal gehts zur Sache, wenn man an einen der Events geladen wird, mit der russischen Oligarchie. Da gehts ab, sag ich dir. Und die Frauen dort. Jetzt ist die Party vorbei. Mein Gott ich glaub, ich bringe mich um, gehe in die Wüste oder werde Taxichauffeur in der Bronx“.

„Dabei wollte ich immer Arzt werden. Seit ich als Kind die Bilder gesehen habe, von Waisenkindern in Afrika, deren Eltern an Aids gestorben sind. Und was ist von meiner Absicht geblieben? Eine Patenschaft bei World Vision. Nicht viel. Aber glaub mir.... - Wie heisst du eigentlich? Das ist das einzige worauf ich heute stolz bin“.



Think

2 Kommentare:

isabelle hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
isabelle hat gesagt…

Ein Leben, wo die Autos wichtiger sind als die Menschen, wo ein Auto zu haben ist eine Aussage über die Menschen, die es besitzen.... Ein Leben wo das was wir haben ist wichtiger, als als wer wir sind.. Ein Leben , wo das Kind laut sagt, "aber der König ist doch ganz nackt". Und kein Mensch hört es zu. Es ist ja ein Kind...was ist es für ein Leben ?könnte man sich fragen. Aber es ist das Leben von Martin und er lebt so und wieso sollte wir das beurteilen, wer sind wir, die es beurteilen könnten. Vielleicht kommt einem das Gefühl fremd zu sein in diesem Leben, in dieser Umgebung. Und vielleicht ist doch der König nackt.