Sonntag, 5. Juli 2009

Füttern eines Hungrigen durch den Strohhalm







Ich las gerade eine Buchbesprechung von Malcom Gladwell im „The New Yorker“ online: „Is free the future“, über den Trend zu Gratisdienstleistungen im Internet und den Zusammenbruch der Printmedien in den USA, als mich Vincent mein Sohn unterbrach und sagt: „stell dir vor Papi, allein im Juni sind im Iraq über 400 Menschen bei einem Attentat ums Leben gekommen“.

Er war gerade daran, sich durch den Stapel von NZZ Ausgaben durchzulesen, den er aus Zürich mit nach Graubünden gebracht hatte und für die er während der Woche keine Zeit fand, wegen allen möglichen Dingen und Beschäftigungen: Computer, Freunde, Hausaufgaben.

Es war übrigens nicht mein Stapel NZZ. Ich selber habe mein NZZ Abonnement schon lange gekündigt, weil ich die Nachrichten online beziehe, kostenlos und breiter abgestützt. Es war die NZZ, die ihm meine Tochter zum reduzierten Studententpreis abonniert hat.

Gemäss Alter und Verhalten ist Vincent ein typischer Digital Native, ausgerüstet mit Laptop, Handy und einem reichen Set an Computer Software, vernetzt mit der ganzen Welt. Als Leser eines Printmediums, und dann noch der NZZ gilt er allerdings als Digital Immigrant, wenn nicht sogar Fugitive.

Zeitunglesen hat er im Tram gelernt, bei 20 Minuten. Doch heute mag er 20 Minuten nicht mehr. Er vergleicht 20 Minuten mit dem Füttern eines Hungrigen durch einen Strohhalm.

Ja vielleicht wird die gedruckte Zeitung eines Tages verschwinden, nicht aber der Hunger nach Wissen, nach Information und dieser Durst wird eine Gratiszeitung oder ein billiges Online Produkt niemals befriedigen können. Qualität wird immer gefragt sein. Qualität gibts nicht zum Nulltarif.

Montag, 8. Juni 2009

Guerilla en tailleur



















Maria Roth-Bernasconi hat ihr Leben lang für die Rechte der Frau gekämpft, in unterschiedlichen Funktionen; als Grossrätin im Kanton Genf und als Zuständige für die kantonalen Büros für Gleichstellung. Als Nationalrätin hat sich ihre Kampfzone ausgeweitet, aber ihre Waffen sind dieselben geblieben. Es ist nicht die Granate, sondern Rosen und Lavendel, nicht Zynismus, sondern ihre Leidenschaft zum Spiel. „Man hält Bern nur dann aus, wenn man es wie ein Spielfeld anschaut, und nicht wie ein Schlachtfeld“.

Sie ist ein General, wenn es um Strategien geht und ein Kumpel bei der Ausführung.

„Wir sind noch lange von der Vision Séguelas entfernt, dem Werber und Berater Mitterands, der meint das dritte Jahrtausend ist das Jahrtausend der Frau, oder es gibt kein drittes Jahrtausend.

„Die Bedeutung der Frauen kann man vielleicht am Besten am Beispiel der Entwicklungsländer zeigen, wo die Frauen einen wesentlichen Anteil am Frieden haben, in der Familienversorgung, in der Bildung, im Kleinkreditwesen und in Kleinunternehmen.

In der Schweiz hat sich vieles verbessert, aber grundsätzliche Rechte der Frauen werden nach wie vor ignoriert. Vom Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ sind wir noch weit entfern. Frauen werden für gleiche Arbeit im Durchschnitt 20% weniger entschädigt als Männer. Etwa 40% davon ist auf direkte Diskriminierung zurückzuführen. Wenn wir Séguelas Vision auch in der Schweiz realisieren wollten, müssten man dies über Quotenregelungen machen“.

Maria Roth-Bernasconi setzt sich zwar für die Rechte der Frau ein, meint aber nicht, dass es die Jungs einfacher haben. Der Rollenzwang lässt ihren weiblichen Seiten keinen Raum. Für sie ist auch klar, dass die jetzige Finanzkrise kein solches Ausmass angenommen hätte, wenn mehr Frauen an der Spitze von Grossbanken gestanden hätten. „Es ist die Vielfalt der Ideen und Herkunft, die zu richtigen Entscheidungen führt. Die Monogamie innerhalb des Bodies der CEO‘s hat zu gewaltigen Fehlentscheidungen geführt“.

Auf die Frage, was für sie Heimat ist meint sie: „Es ist Genf, mein Haus in Genf, das Zwitschern der Vögel, mein Mann“, aber uns scheint es, dass sie es sehr schätzt regelmässig nach Bern zu reisen, einem Ort, den sie vielleicht nicht mit Heimat verbindet, aber mit Unabhängigkeit.

Es ist eine bemerkenswerte Eigenschaft von uns Menschen, dass wir unsere bestgehüteten Geheimnisse eher fremden Menschen anvertrauen, als den nahestehenden. So hat uns Maria Roth-Bernasconi ihr Geheimnis anvertraut, in der Gewissheit, dass wir sie nicht verraten würden. Ein Wort ist ein Wort.

Maria Roth-Bernasconi meint dass der Druck auf die Parlamentarier durch die neuen Medien, Blogs, Emails, facebook und die ständige Forderung über alle Kanäle erreichbar zu sein gestiegen ist. Die ehemalige Krankenschwester hat die Kraft der Kommunikation auf die harte Art entdeckt. Im Jahre 1999 wurde sie nach einer Legislaturperiode im Nationalrat abgewählt. „Ich habe erkannt, dass es nicht reicht, für seine seine Ideale im Parlament zu kämpfen. Man muss für sich Bekanntheit schaffen.
Es ist bezeichnend dass sie uns nach der Wirkung der Werbung befragt hat: „Sagen Sie bringt diese viele Werbung auch tatsächlich etwas?. (Ja. Ohne Werbung gäbe es keine Sunrise, Orange oder 1818 Telefonauskunft).

Vielleicht kann man die Wirkung von Kommunikation am besten am Beispiel von Van Gogh und Picasso aufzeigen. Die Preise für ihre Bilder sind ins Unermessliche gestiegen. Van Gogh aber hat zu seinen Lebzeiten kein einziges Bild verkauft, ganz im Gegensatz zu Picasso, der nicht nur Künstler war, sondern ein eigentliches Ein-Mann Kommunikationsunternehmen.

Dienstag, 26. Mai 2009

Ein ganz gewöhnlicher Dienstag.

















Die Erde hat seit ihrer Entstehung Hunderte von Milliarden von Umdrehungen gemacht, jede siebte an einem Dienstag. Es wird erwartet, dass sich dieses Ereignis noch Milliarden von Malen wiederholen wird. Nichts Besonderes also.

Wohl um die 250 Tausend Menschen haben heute morgen in Zürich HB den Zug bestiegen, davon etwa 130 Personen den Zug um 08.04 nach Lausanne. 25 Menschen sind in Aarau ausgestiegen und einer hat den Anschlusszug nach Däniken genommen, um 08.40. Das war ich. Ich bin etwas Besonderes. Obwohl die meisten Dinge, die ich tue völlig belanglos sind. Ich schlafe, ich fahre zur Arbeit, ich esse, ich schaue fern, ich höre Radio, lese gelegentlich die NZZ und manchmal 20 Minuten, gehe ins Kino, selten ins Theater. Ich lese. Ich mach Wintersport und Städtereisen. Ich spreche mit anderen Leuten, wie Millionen von anderen Menschen auch.

Und dennoch denke ich, dass ich ein besonderer Mensch bin. Ich bin Werber. Ich hab ein Segelboot auf dem Zürichsee. Meine Frau kommt aus Paris und ich habe sowohl einen Schweizer Pass als auch einen Französischen. Ich bin Präsident einer gemeinnützigen Stiftung. Ich schreibe einen Blog. Ich habe eine Firma gegründet.

Dies alles steht in meinem CV und in meinem Profil. Die Dinge also, die mich von der Masse abheben, obwohl sie nicht im Geringsten das beschreiben, was ich die meiste Zeit auch tatsächlich tue.

Wir hassen den Gedanken daran, gewöhnlich zu sein und lesen deshalb „20 Minuten“. Sie weckt die Illusion, dass dieser heutige Dienstag ein ganz spezieller Tag ist und dass wir alle auserkoren sind, irgendwann einmal Hauptdarsteller einer grossen Inszenierung zu sein, mit Schlagzeilen wie: Teenager: pro Tag 100 sexuelle Uebergriffe. Mister Schweiz: André ist schon erfolgreicher als Renzo. French Open: Federers Spaziergang in die 2. Runde.

Wie schön, dass es „20 Minuten“ gibt. Wir sind etwas Besonderes und heute ist ein ganz besonderer Dienstag.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Lilly Blümlein
















Ich war gestern dabei, das Interview mit der Nationalrätin Maria Roth-Bernasconi vorzubereiten, das Dr. Strangelove und ich in der Sommersession rund um die These vom Werber und Chairman der EURO/RSCG Gruppe Jaques Séguela führen, der sagt: das Dritte Jahrtausend ist das Jahrtausend der Frau oder es gibt kein Drittes Jahrtausend, als Lilly Blümlein, meine Büronachbarin hereinkommt.

Sie hat vor 2 Jahren ein Beratungsbüro für Geschäftsreisende gegründet und führt heute 7 junge Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter. Lilly ist eine attraktive und gewinnende Frau, um die Dreissig, mit einem strahlenden Lachen und Interessen, die weit über‘s Reisen hinausgehen. Sie hat mich gebeten, einen Brief an CEOs von Schweizer Unternehmen dramaturgisch zu inszenieren. Ich nenne das: sex-it-up.

Gestockt habe ich dann, als ich den Abschluss des Briefes las. Bei Fragen wenden Sie sich an unsere Sachbearbeiterin Lilly Blümlein. Mit freundlichen Grüssen, Luz Rottweiler, Geschäftsführer.

„Aber Lilly, wer ist denn der Rottweiler“?

„Ah, weisst du, das mach ich immer so, bei wichtigen Briefen. Die Schweizer CEO‘s sind irritiert, wenn sie von einer Frau beraten werden. Aus diesem Grund lasse ich wichtige Briefe von meinem IT Supporter unterzeichnen. Mir fällt kein Stein aus der Krone. Und glaube mir, es funktioniert besser so. Mir gehts um‘s Geschäft, nicht um‘s Ego“.

Ich habe an Séguela gedacht und angefangen, mir Sorgen um das Dritte Jahrtausend zu machen. Dann allerdings kam ich wieder zu mir: Das Dritte Jahrtausend hat ja erst gerade angefangen. Das Beste kommt wohl erst noch.

Dienstag, 12. Mai 2009

Gewalt im Heidiland.















Die Bahnstation von Grüsch könnte ohne viel Brimborium als Kulisse für einen Heidifilm herhalten: Idylle pur, der kleine Bahnhof, eine Barriere, im Hintergrund die Bündnerberge. Der Bahnhof von Grüsch ist auch der Treffpunkt der Jugendlichen. Sonst gibt es hier nichts. Kein Kino, keinen DVD Shop, keine Disko, dafür 2 Coiffeure mit Salon im Wohnzimmer, 2 Beizen und ein Café für Senioren.
Manchmal, wenn man mit dem Auto durchfährt, zieht ein stechender Haschgeruch ins Auto. Die Jugendlichen in Grüsch unterscheiden sich in Nichts von Jugendlichen aus Zürich, ausser so scheint es mir, dass sie in der Oeffentlichkeit mehr kiffen und mehr rauchen. Letzten Samstag taumelte ich wieder einmal etwas verträumt aus dem roten Züglein in Grüsch und wähnte ich mich gleich in einer Filmszene zur Westside Story, allerdings ohne den Charme, ohne die schönen und durchtrainierten Körper von Dutzenden von professionellen Tänzern und Ballerinas. Wäre ein Messer im Spiel gewesen, hätte es in Grüsch Tote gegeben. Protagonisten des Spektakels waren ein Einheimischer, der ohne Aufhebens 10 Laibe Käse hätte hochstemmen können und ein Skelett aus Kosovo. Der Käser war nach wenigen harten Faustschlägen ein Häufchen Elend und seine Freunde verfrachteten ihn in seinen aufgemotzten Mazda, in den er sich fluchend aber erleichtert schieben liess, während sein Gegner den Sieg mit einer fetten Tüte roten Libanesen feierte.
Solche Geschichten habe ich häufig gehört, bis jetzt aber nie selber erlebt. Meist passiert das auf dem Land, wo Gangs von Osteuropäern die lokalen Jugendlichen drangsalieren. Will man diese Schläger bei sich in der Klasse haben? Natürlich nicht. Es wäre aber gerade die Schule und eine Vision im Leben, welche sinnlose Gewalt verhindern könnte.
An einer Tagung der Jacobs Foundation zum Thema Jugend und Migration ist man der Frage des Bildungsstandes von Einwanderen nachgegangen, in einem weltweiten Vergleich. Es wird klar, dass Kanada gemäss Pisa Studie nicht bloss eines der besten Schulsysteme hat, sondern dass es auch gelingt, die Schulleistung vom soziodemografischen Hintergrund unabhängig zu machen, wo also Ausländerkinder bessere Chancen zur Integration und zum Erfolg haben als in anderen Ländern. In der Schweiz stehen wir da im Hintertreffen.Die schulische Leistung hängt vom Herkunftsland ab. Kinder aus Deutschland und Nordeuropa weisen teilweise bessere Leistungen als Schweizer Kinder aus, während Schüler aus Südeuropa meist schlechtere Leistungen bringen und häufig in Sonder- und Abschlussklassen abgeschoben werden. Wir kennen also eine Form der Segregation einer frühen Auslese, wo man die Schüler schon mit 12, wenn sie noch nicht ausgereift sind, einer Triage unterzieht. Sie bleiben auf der Strecke. Dass es eine Kongruenz gibt zwischen Gewalt und Schulbilding, dafür braucht es wohl keine Forschung der Jacobs Foundation. Ist also Gewalt vorprogrammiert? Mehr darüber in einem nächsten Blog.

Sonntag, 3. Mai 2009

Sieht so eine Bundesrätin aus?



Wenn Evi Allemann ein Lied wäre, sagt sie, so wäre sie: „You can get it if you really want“ von Jimmy Cliff. Tatsächlich. Das passt. Hinter Evi Allemanns feiner Schale steckt ein starker Wille, verbunden mit Charme und intellektueller Prägnanz und ihre Fähigkeit Leute für ihre Überzeugungen zu gewinnen. Hat sie schon alles erreicht? Mit 13 politische Aktivistin mit einem Mädchenstreik im Gymnasium, mit 19 im Berner Grossen Rat und mit 25 für die SP im Nationalrat.

„Nein. Es gibt schon noch ein paar Dinge, die ich mir heimlich wünsche“. Ein hohes politisches Amt vielleicht? Bundesrätin? Eine Weltumsegelung? Ein erfülltes Familienleben? In Tansania ein Kinderheim eröffnen? Sie hat es uns nicht anvertraut. Für uns gibt aber es keinen Zweifel, auf dem politischen Parket kann sie alles erreichen. If she really wants.

Es liegt schon an der Art, wie sie Heimat definiert. „Heimat ist für mich an keinen fixen Ort gebunden. Sondern ist überall dort anzutreffen, wo ich Lust empfinde meinen Lebensraum so zu gestalten, so dass er meinen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Heimat bedeutet für mich nicht ausruhen, sondern ganz im Gegenteil mit Engagement und Zielstrebigkeit Dinge zu verändern, die mich stören.

Ganz klar, une femme politique. Sie trägt die Heimat in sich.

Glaubt sie an die These von Jacques Séguéla, dem französischen Starwerber und Berater von François Mitterrand der sagte, das 3. Jahrtausend ist das Jahrtausend der Frau oder es gibt kein 3. Jahrtausend. Evi Allemann hält nicht viel von solchen Schlagworten. „Schauen Sie, wir stehen ja erst an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Lassen Sie uns erst einmal die dringenden Fragen der Gleichstellung lösen. Frauen sind immer noch schlechter bezahlt als Männer. Der Anteil des deuxième sexe stagniert in der Politik bei 25 Prozent und auch an den Unis ist die Zahl der Professorinnen verschwindend klein.

Ganz abgesehen davon, ist weniger das Geschlecht bestimmend über das Verhalten in bestimmten Fragen, als die Sozialisierung. Eine Frau an der Spitze einer globalen Grossbank hätte nicht unbedingt bessere Entscheidungen gefällt als ein Mann, hätte sie dieselben Eliteschulen besucht und Business Networks.

Für gute Entscheidung braucht es Vielfalt, auch in der geschlechtlichen Frage.

Mittwoch, 29. April 2009

Zensuriert

















Wir haben Valérie am Flughafen abgeholt. Natürlich haben wir vorher Fotos von ihr gesehen; gestylt, geschminkt, veredelt. In Wirklichkeit sieht sie mädchenhafter aus, jünger und verletzlicher. Sie hatte eine ungewöhnliche Menge Gepäck bei sich, für einen 24- stündigen Aufenthalt. Auch ein reiches Gepäck an Lebenserfahrung, das sich rund um ihr ehemaliges ausschweifendes Sexleben und ihren Job als Escortgirl angesammelt hat.

„Im Kopf der Leute füllt Sex die Kammern bis an den Rand“, meint sie. „Aber uns fehlt die Sprache oder auch die Freiheit unverkrampft darüber zu sprechen. Dabei ist Sex eine zentrale Selbsterfahrung. Wir kommen uns in der Sexualität besser auf den Grund als in irgend einem anderen Bereich. Sex ist wie ein Gradmesser für unsere Fähigkeit zu verführen und verführt zu werden, für unsere moralischen Vorstellungen, unsere Lust am Entdecken, unsere Vorurteile, unsere Grosszügigkeit oder eben unseren Egoismus, für Lüge und Unredlichkeit, unsere Fähigkeit zu geniessen oder bloss zu beherrschen.“

Innerhalb der Sexualität wird unser Doppelmoral sichtbar, vorallem in ihrer Wahlheimat Spanien. Das obige Filmplakat zur Verfilmung ihres Buches „Tagebuch einer Nymphomanin“ wurde sowohl in Italien als auch in Spanien als vulgär und ordinär verboten. Dieselben Magazine, welche die Anzeige zensurierten, zeigten aber eine Zellulitisanzeige mit einem halb nackten Frauenkörper in einem Nano-String, die ihren Hintern lasziv und einladend in die Kamera reckt. Valérie ist davon überzeugt, hier eine patriarchalische und frauenfeindliche Haltung vorzufinden. Die Zellulitisanzeige zeigt die Frau als Lustobjekt, und das Filmplakat eine Frau die sich selber Lust bereitet. Als Lustobjekt wird sie akzeptiert. Als Frau die sich selber Lust bereitet von der Zensurkommission abgelehnt.

Valérie hat uns noch eine Menge aus ihrem Lebensgepäck vermittelt. Mehr darüber in einem kommenden Blog.

Wir werden versuchen, Valérie noch einmal in die Schweiz zu bringen, diesmal allerdings nicht im Rahmen einer Veranstaltung für Werbestrategen sondern für Leute, die mehr über Valérie erfahren wollen und über die Kunst der Verführung.

Redaktion: Stefan und Kurt

Sonntag, 26. April 2009

Tod einer Untröstlichen
















Susan Sontag starb am morgen des 28, Dezember 2004. Ihre letzten Worte waren: „ist David da?“. Dann: „Ich will dir sagen...“ zu mehr kam sie nicht mehr. Sie war 71 als sie starb.

David Rieff ist der Sohn des Popstars unter den amerikanischen Intellektuellen. Sie war schön und hipp. Eine Prinzessin der Bohémiennes. In seinem berührenden Buch, „swimming in a sea of death“ erzählt er in einer fast schon schmerzenden Aufrichtigkeit die letzten qualvollen Monate von Susan Sontag, einer Frau, die sich ihr Leben lang vor nichts fürchtete, die wie Jane Fonda im Vietnamkrieg Hanoi besuchte und die nordvietnamesische Bevölkerung mit viel Sympathie beschrieb und die mehrere Monate im besetzten Sarajevo verbrachte. Als Präsidentin des amerikanischen Pencenters hat sie sich furchtlos für Salman Rushdie eingesetzt, gegen den muslimische Fundamentalisten eine Fatwa aussprachen, die es jedem Muslim erlaubte, Rushdie niederzustrecken

Sie hat das Leben geliebt und in vollen Zügen genossen, ohne sich den gängigen Moralvorstellungen zu unterwerfen. Ihre Liebesbeziehung zu Annie Leibowitz, die als Fotografin der Rolling Stones Weltruhm erlangte, hat sie offen gelebt.

Doch als ihr Dr A. erklärte, dass sie an einer der tödlichsten Leukämieformen erkrankt sei, für die es keine Behandlungsmethode gäbe, brach Susan zusammen.

Sie hielt sich ihr ganzes Leben für etwas Besonderes und stützte sich auch in dieser Situation auf die Hoffnung, dass es irgendeine Behandlung geben müsste, welche zumindest ihr Leben so lange verlängern würde, bis eine Methode gefunden würde, die ihr Leben nochmals um einige Monate verlängern würde, wo dann allenfalls die Medizin auch diese Krankheit hätte besiegen können.

Und sie, die in allen Belangen unerschütterlich war, versank in Angst und Tränen. Sie die in allen Bereichen ihres Lebens Klarsicht bewiesen hat, verlor jedes Augenmass. Sie wollte nicht akzeptieren, dass sie sterblich ist und mutete sich jede noch so schmerzhafte Therapie zu, auch wenn sie noch so aussichtslos war.

Was mich an der Erzählung von David, um den Tod seiner Mutter berührt, ist ihre tiefe Menschlichkeit, die schonungslose Offenlegung ihrer Widersprüchlichkeit und damit unserer Widersprüchlichkeit. Wir alle können in einem Feld Helden sein und in andern Situation gewöhnlich und armselig werden. Hinter jedem Helden und jeder Heldin steckt ein ängstliches Wesen.

Gleichzeitig lese ich die vielgepriesen Biografie über den Mediamogul Rupert Murchoch,„the man who owns the news. Was für eine blutleere, oberflächliche, distanzierte Heldenverehrung.

Friedrich Nietzsche hat das Biografie-Phänomen folgendermassen beschrieben. „Welcher kluge Mann schriebe heute noch ein ehrliches Wort über sich? - Er müsste denn schon zum Orden der heiligen Tollkühnheit gehören.“

David Rieff, der Sohn von Susan Sontag gehört zu den wenigen Tollkühnen, auch wenn er sich selber nicht schont und sich als schwach, ängstlich und hilflos beschreibt.

Donnerstag, 23. April 2009

Sind wir bloss Schimpansen?












Ich habe im Zug an meinem heutigen Blog geschrieben, als mich ein älterer Herr anspricht: „Sind Sie Journalist“?

„Nicht schlecht geraten, aber was ähnliches. Ich arbeite in der Werbung“.

„Aha, Sie haben also diese Ideen, die man dann im Fernsehen vor der Tagesschau sieht! Ich selber bin überhaupt nicht kreativ“.

Dies höre ich fast jede Woche einmal. Für mich tönt das so ungeheuerlich, als ob jemand zu mir sagen würde, er wäre ein Schimpanse. Dabei müsste man richtigerweise sagen. Ich bin zwar kreativ, nutze diese Fähigkeit aber zu wenig, ja ich lass es sogar zu, dass diese verkümmert.

Es ist nicht bloss die Moralvorstellung, die uns von den Tieren unterscheidet, die Fähigkeit Gesetze zu erfassen und Abtrünnige zu bestrafen, oder Dingen eine Bedeutung zu geben, die sie nicht haben, zum Beispiel einen amerikanischen Hummer zu fahren, in der Meinung, besonders männlich zu wirken.

Nein. Es ist die Fähigkeit kreativ und innovativ zu sein, die das Menschsein ausmacht. Oder würden Sie über Ihren Hund sagen; Schatz, unser Struppi hat heute nachmittag die Idee gehabt, statt den Hundebisquits unser Kaninchen zu fressen?

Die Wissenschaft tut sich sehr schwer mit der Frage, ab welchem Zeitpunkt wir den Schritt vom Tier zum Menschen vollzogen haben, dabei lässt sich dies auf Stunden und Minuten festlegen. Es ist der Moment, wo ein Raubtier seinen Instinkt überwinden konnte und eine eigene unverschämte Idee hatte: zum Beispiel die, statt selber einer Antilope hinterherzujagen, dies dem Weibchen zu überlassen und sich stattdessen ins duftende Steppengras zu legen und dem Summen der Insekten zu lauschen.

Diese Entdeckung war wie eine Befreiung, welche den Weg frei zum Beispiel die Entzündung des Feuers und Jahrtausend später zum Beispiel die Biotechnologie.

Mit diesem Ereignis, an diesem Tag, fand der Wandel vom Tier zum Menschen statt, und gleichzeitig wurde die nachhaltigste und kraftvollste Energiequelle erschlossen, die auch nach Jahrtausenden noch freudig und ergiebig sprudelt.

Montag, 20. April 2009

Die enttäuschten Kronprinzen











Martin entschuldigte sich bei mir und sagte beim Herausgehen: „Weisst du, ich habe geglaubt, ich wäre auf dem Sprung zu einer grossen Karriere. Alles war klar für mich für die nächsten 10 Jahre. Ich war mir sicher, ich wäre der nächste Ospel. Und jetzt, nach meiner Entlassung fühle ich mich als ob ich von einer Axt getroffen wurde und weiss nicht, was nächste Woche ist, geschweige denn diesem Sommer. Ich habe alles verloren: meinen Job, mein Geld, mein Auto, meine Freundin“.

Nach diesem Gespräch dachte ich mir: wir leben tatsächlich auf einer einer Bruchstelle zwischen zwei Welten, die sich wie die Pazifische und Nordamerikanische Platte vor San Francisco übereinanderschieben und so die Erdbeben auslösen.

Da ist einmal der „I want - I can - I do Spirit“ der 2000-iger Jahre, wo wir dank Wohlstand und Web geglaubt haben, Kronprinzen und Kronprinzessinnen zu sein und kurz vor der Ernennung zum König stehen oder zumindest zum Mister Schweiz, zur Miss Ägerital, zum Mann des Jahres, zum Werber des Jahres, zum Reichsten Schweizer, zur Unternehmerin des Jahres. Und nachdem Platz für alle da war, verlief dies alles friedlich und organsiert.
Wir haben uns auf ein Set von Prinzipien geeinigt; auf etwas Kapitalismus, aber nicht zuviel, etwas sozial, aber nicht zu viel. Etwas grün, aber nicht übertrieben und Konsum, wenn möglich fair und ohne Umweltbelastung.

Wer immer seln Geld auf einem Sparbüchlein angelegt hat, galt als Verlierer. Wer nicht auf Facebook sein Ego vergrösserte oder sich in den Pausen auf youtube einloggte, galt als Flüchtling der Neuzeit, und wer nicht auf tillate zu den Schönen und Begehrten gehörte als Outsider. Die Dating Services haben uns alle virtuell attrakiv und begehrenswert gemacht.

Es sah aus, als ob die technischen Möglichkeiten und Features uns der Erhebung in den Adelsstand der Gewinner näher bringen würde.

Die Finanzkrise hat dann das Beben verursacht und uns brutal aus unseren Träumen gerissen. Schmerzhaft werden wir uns bewusst, dass diese Features weder unserer Karriere beschleunigt, noch bereichernde Freundschaften gebracht, noch unsere Kasse gefüllt haben. Wir sind nicht Könige geworden, wir waren nie Kronprinzen, nicht mal Prinzen, bloss gewöhnliche Menschen, die weiterkommen wollen.

Es wird uns klar, dass es nicht das Internet ist, das uns weiterbringt, nicht der neue Mac, nicht die schnellere Software, nicht unsere Fotos auf Tillate, nicht ein Logarithmuss, nicht ein neuer komplexer Hedgefund. Es sind immer noch dieselben Werte die schon vor Hundert Jahren Erfolg versprochen haben: Intelligenz, Neugierde, Ausdauer, die Fähigkeit zur Auseinanderserzung, die Fähigkeit Zuneigung zu zeigen, Treue, Zuverlässigkeit, Kreativität, echte Freundschaften.

So hat dieses Beben einen Vorteil. Es lässt uns wieder zurückbesinnen, auf die echten Werte, die schon seit Jahrhunderten gelten und universellen Bestand haben.

Es gibt eben keine Abkürzung zur Vollendung. Think

Samstag, 18. April 2009

Die Kunst der Verführung

Am 27. April ist Valerie Tasso bei der Account Planning Group zu Gast. Sie ist eine Meisterin der Verführung und wird uns in ihre Geheimnisse einweihen. Ich habe 5 Tickets zu je 20 Franken. Schreib mir auf kurtgallusschmid@gmail.com und du bist dabei.

Donnerstag, 16. April 2009

Martin













Ich weiss nicht, was mich gestern abend noch in die Kronenhallen Bar trieb, nachdem ich vom Barbecue bei Tom zurückfuhr. Eine Vorahnung vielleicht. Ich setze mich allein an ein Tischchen, bestell einen Gimlet, auf Gin Basis mit einem Spritzer Bier und da stolpert ein männliches Boss, Bally, Rolex Abbild an meinen Tisch, wie aus einem Lifestyle Magazin ausgeschnitten, und schüttet meinen Gimlet über den Tisch.

„Tut mir leid. Echt“. Und wirft sich neben mich in den Sessel. Und ohne Umschweife. „Sag mal, willst du meinen Astin Martin kaufen, für 73 Tausend kannst du ihn haben. Musst ihn einfach polieren: meine Ex hat nämlich mit dem Schlüssel „Schwein“ auf die Motorhaube geritzt. Sie hat mein Handy gekapert mit einigen eindeutigen Textmessages. So sind Frauen. So easy. Ich geh in nen Club und räum mir eine ab. Ich werde ihr keine Träne nachweinen“.

Er heisse Martin und hätte heute frei genommen. Sie hätten ihn eh entlassen.

„Mein Gott, wie wünsche ich mir den Ospel zurück. Das waren noch Zeiten. Als Relationship Manager habe ich easy 200 Tausend verdient und dann nochmals soviel Bonus, wenn du Kunden bringst und mit ihrem Geld ein bisschen rumjonglierst. Ich hätte auch zu McKinsey gehen können. Doch da machen sie dich kaputt. Das ist eine verschwörte Bande und als Einsteiger halsen die dir den ganzen Kram an, den sie nicht selber machen wollen“.

„Nein, ein Job am Paradeplatz ist da cooler. Ja klar, da gibts die alten reichen Säcke, die Zeit haben, dich jeden Tag anzurufen und am liebsten jede Woche vorbeikommen würden, vorallem wenn‘s etwas kribblig wird. Ich hatte für solche Fälle immer einen Upper dabei, damit ich in der Besprechung nicht vor Langeweile vom Stuhl fiel.

„Aber manchmal gehts zur Sache, wenn man an einen der Events geladen wird, mit der russischen Oligarchie. Da gehts ab, sag ich dir. Und die Frauen dort. Jetzt ist die Party vorbei. Mein Gott ich glaub, ich bringe mich um, gehe in die Wüste oder werde Taxichauffeur in der Bronx“.

„Dabei wollte ich immer Arzt werden. Seit ich als Kind die Bilder gesehen habe, von Waisenkindern in Afrika, deren Eltern an Aids gestorben sind. Und was ist von meiner Absicht geblieben? Eine Patenschaft bei World Vision. Nicht viel. Aber glaub mir.... - Wie heisst du eigentlich? Das ist das einzige worauf ich heute stolz bin“.



Think

Mittwoch, 15. April 2009

Life is what's happening, while you are busy making other plans.
















Die Familien Besuchov, Rostow und Bolkonski unterscheiden sich kaum von irgendeiner wohlhabenden Familie am Zürichberg, den Diplomatenvierteln von Bern oder an den Ufern des Genfersees. Dieselben Probleme: Geld, Kinder, Karriere, Liebschaften und dieselben Freuden: Geld, Kinder, Karriere, Liebschaften. Gefühle und Emotionen werden allerdings verstärkt durch die offene Aggression von einer Armee von 800‘000 Mann, die sich von Oesterreich nach Moskau wälzt.

Ich lese Krieg und Frieden nun zum dritten Mal, immer noch mit derselben Verbundenheit, wie beim ersten Mal. Natascha, Pierre, Andrej, Marja und Nikolaj stehen mir unterdessen ebenso nahe wie einige meiner engen Freunde. Sie haben ihren Platz in meinem Leben, und ich beobachte mich, wie ich manchmal im Laufe des Tages an Prinz Andrej denke oder Natascha und mich frage, wie es ihnen wohl geht und ob sie schlussendlich noch den Weg zueinander finden werden. Manchmal wünsche ich mir, Pierre würde sich zu mir an den Tisch setzen und sagen, Kurt lass uns gemeinsam etwas tun gegen Obrighörigkeit, Ignoranz, Armut und Krankheit in meinen Dörfern.

Was schafft diese Nähe? Was ist es, dass ich den Rostows und Besuchovs in meinem Leben so viel Platz einräume?

Es ist die Offenheit, mit der uns Tolstoi am Leben dieser Menschen teilhaben lässt, an den Parties und Freuden, aber auch an den Schicksalsschlägen, die innerhalb eines Augenaufschlages Freude in Leid verwandelt und dann wieder Hoffnung in Glück, nur um wieder in Wut und Trauer umzuschlagen. Da gibt es keine Imageberater, kein gut dastehen wollen oder Angst Ansehen und Status zu verlieren, wenn das Leben eine überraschende Wende bringt. Und die Wende kommt bestimmt. Was sagte John Lennon? Life is what‘s happening, while you are busy making other plans.


Think

Mittwoch, 8. April 2009

Die wunderbare Verwandlung von Geschichte in Dollars






Wasser wird zu Wein








Dass eine Verknuepfung zwischen Erbe und Zeitgeist wie Musik sein kann, etwas Magisches, ist in der Welt des Geldes am Offensichtlichsten. Die Vergangenheit, das Erbe kann in Franken und Dollar beziffert werden. Eine Louis Vuitton Tasche, die im Laden 3000 Dollar kostet, bringt dem Unternehmen 1500 Reingewinn. Hier findet eine wundersame Verwandlung von Geschichte in Dollars statt.

Ich denke aber auch an die Uhrenmarke Patek Philippe, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft optimal vereinigt, an Lindt Schokolade mit ihrem historischen Maître Chocolatier und den neuen exotischen Aromen oder Hiltl die vegetarischen Restaurants, die man früher noch Wurzelbunker genannt hat und über die ihr frommer Chef Hiltl heute sagt: wir haben die hippsten Frauen bei uns und über 30 Vodkadrinks im Sortiment.

Wer dagegen einseitig auf den Zeitgeist setzt, gehört zu den Verlierern, zum Beispiel Nelly Wenger mit ihrer schiefgelaufenen Neupositionierung von Cailler im Jahre 2006 und viele Grossbanken, die ihre Werte über Bord geworfen und ihre Zukunft mit der Karte des Zeitgeistes verspekuliert haben.

Wir werden in eine Kultur hineingeboren mit klaren Wertevorstellungen, über Jahrhunderte geprägt und von Generation zu Generation weitergegeben. Die humanistische Tradition der Schweiz zum Beispiel. Ein Sinn für Gastfreundschaft, der sich durch das wilde Transitlandschweiz mit ihren Hospitzen gebildet hat und die Fähigkeit kreativ mit der Tatsache umzugehen, dass wir über keine natürlichen Ressourcen verfügen. Aus den Hospitzen hat sich eine moderne zukunftgerichtete Hotelbranche entwickelt. Aus kleinen Uhrenwerkstätten, moderne Manufakturen mit Milliarden Umsätzen.

Im persönlichen Bereich haben wir vielleicht die grössten Schwierigkeiten eine Balance zwischen Geschichte und Zeitgeist zu finden. Entweder wir pflegen einen absonderlichen Jugendkult, wo die Alten mit ihrer Erfahrung und Weisheit in die Ghettos verbannt werden und die Jugend alle Bühnen besetzt. Oder wir idealisieren die Vergangenheit, wie es die SVP tut, und fahren so mit dem Blick im Rückspiegel in die Zukunft.

Wri sprechen häufig vom Röstigraben. Aber es gibt aber noch einen zweiten Graben, einer der weniger sichtbar ist, aber deswegen nicht weniger existent ist; der Graben zwischen Geschichte und Zeitgeist. Mehr darüber im nächsten Blog.

Samstag, 4. April 2009

Love Parade 1408 Love Parade 2008










Zwischen diesen beiden Bildern liegen 600 Jahre. Das linke Bild stammt aus dem Stundenbuch des Herzogs von Berry. Es wurde in der Zeit zwischen etwa 1410 und 1416 von den Brüdern von Limburg gemalt. Wegen der kunstvollen Ausführung zählt das Buch zu den größten Meisterwerken der Buchmalerei. Insbesondere die Kalenderblätter besitzen einen hohen dokumentarischen Wert für die Kenntnis der Lebensformen und Anschauungen der damaligen Zeit. Das Originalmanuskript befindet sich heute im Musée Condé im Schloss Chantilly.

Das rechte Bild stammt aus Facebook und gehört der Oeffentlichkeit. Es wurde im Sommer 2008 von einem unbekannten Hobby Fotografen aufgenommen und ist auf dem Web Jedem zugänglich. Wegen seiner Ausführung und Detailtreue besitzt das Bild einen hohen dokumentarischen Wert für die Kenntnis der Lebensformen und Anschauungen des Jahres 2008.

Wie wenig hat sich doch in 600 Jahren geändert: take me, love me, seduce me. Schau mal, wie cool ich bin, wie schön, wie potent und viril. 600 Jahre liegen dazwischen. Von den Wünschen und Bedürfnissen her bloss ein Augenaufschlag.

Die Inhalte sind dieselben, die Ausführung anders. Die Bedürfnisse sind dieselben, das Ausleben anders. Die Träume sind dieselben, die Moralvorstellungen sind anders.

Oberflächlich betrachtet sieht es so aus, als ob wir in der Neuzeit auch neue Menschen geworden wären, die durch eine unüberwindbare Bruchstelle von der Vergangenheit getrennt sind, mit dem Buch auf der einen Seite und dem Web auf der andern. Der gedruckten Landkarte auf der einen und GPS auf der anderen, den Digital Natives auf der einen Seite und den Digital Fugitives auf der anderen. Das Fotoalbum auf der einen Seite, Iphoto auf der anderen.

Und dabei liegt bloss ein Augenaufschlag dazwischen. Wer immer diese Schlucht überwindet oder sie sogar zusammenfügt gewinnt. Warum? Think!

Mehr drüber in einem nächsten Blog.

Donnerstag, 26. März 2009

Integration oder Diversität










Wir erleben heute die grösste Migration von Menschen und Ideen in der Geschichte der Menschheit und wir nehmen dies hier in der Schweiz kaum wahr. Mit diesen Worten habe ich heute vor genau 6 Jahren das New Diversity Forum am Flughafen Zürich eröffnet.

Ganz anders in UK, oder gar London. Wenn man sich durch die Oxford Street in London kämpft, dann ist kulturelle Diversität überall sichtbar. Menschen aller Kulturen und Hautfarben bevölkern die Strasse. Wenn man dann zur Edgware Road hinüber schwenkt, steht man mitten in „Arab Town“. Die Geschäfte sind mit arabischen Schriften versehen, die Frauen sind teilweise oder ganz verschleiert. Es riecht nach Couscous, Minze und gebratenen Lamm. Dies mitten in London.

Nichts davon in der Schweiz. Die kulturelle Vielfalt wird nicht offen gelebt. Die Leute versuchen sich zu assimilieren, anzupassen, einzufügen, nicht aufzufallen. Wer die Bahnhofstrasse entlang geht wird die klassischen Modefarben entdecken aus Annabelle und PKZ Modekatalog. Grau, Schwarz, Weiss dominieren: Boss, H&M und Zara.

In der Zusammensetzung ist die schweizerische Wohnbevölkerung wohl vielfältiger als in UK: Mehr als 20% der Einwohner besitzen einen ausländischen Pass. In jeder 2. Ehe ist ein Partner Ausländer. In den grossen Agglomerationen hat jedes 2. geborene Kind keinen Schweizer Pass.

Wie kommt es, dass wir diese Tatsache derart ignorieren. Im Marketing ist dies besonders auffällig. In den Briefings an Werbeagenturen gibt es keine Ausländer. Auch keine Leute über 50. In den Schulen wird kulturelle Vielfalt als Problem behandelt und als Behinderung im Lernprozess.

Woher das kommt? Keine Frage unser Denken geht in Richtung Integration und nicht in Richtung Vielfalt. Vielfalt ist komplex und schwierig zu managen und muss deshalb geglättet werden, allenfalls sogar ausgemerzt. Dabei weiss man aus anderen Regionen, dass Diversity eine Quelle von Lebensfreude sein kann, Kreativität und Inspiration.

Donnerstag, 19. März 2009

Lukas Reimann (NR/SVP): „Ich bin ein Alltagspragmatiker.“


Heute sind es genau zehn Jahre her seit ich als 16-jähriger Zuger Jungjournalist die Bundesratsnichtwahl unseres führenden Kaimaninseln Managers Peter Hesse in der Wandelhalle portraitierte. Damals war die Medienwelt noch in Ordnung. Es waren die Breitenmedien und Anchormen, die die Meinungen bildeten. Ab heute ist alles anders. Es sind Leute wie wir, die sich dazu entschlossen haben, Politik nicht einer kleinen Elite von Profirhetorikern, Apparatchiks und Intellektuellen zu überlassen. So liessen wir uns von SVP Nationalrat Lukas Reimann, der in der Presse als Polittalent gefeiert wird, zu einem Interview ins Bundeshaus einladen.

Inhaltlich gibt es über unser Interview mit dem jüngsten Nationalrat im Bundeshaus nicht viel zu sagen. Als Politiker blieb er sachlich, formell, korrekt. Die Frage zum Beispiel, was die SVP dafür tut, dass die Frauen noch in diesem Jahrhundert nicht bloss als dekorative Anhängsel der Männer gesehen werden, liess er wie Teflon ans sich abperlen, indem er ein laues Bekenntnis für die Gleichberechtigung von Mann und Frau abgab.

Was jedoch Lukas Reimann bemerkenswert macht, ist die Konsequenz und Hartnäckigkeit mit denen er die neuen Medien nutzt und so trotz seiner Mehrfachbelastung als Jura-Student und SVP-Politiker ein Gefühl von Nähe und Verfügbarkeit gibt. Der 26-jährige Nationalrat ist tatsächlich erreichbar: über Facebook, Xing, youtube, eigene Website, öffentliche Fotoalben, Blogs, zwei Mobiltelefone und einem Bundeshauspager. Er beantwortet jedes Email, jeden Telefonanruf , jedes SMS und empfängt auch gerne Gäste im Bundeshaus, selbst wenn sie anderer Ansicht sind, wie ich als Blogjournalist von New Ecology.

Lukas Reimann ist ein ein digitaler Vorreiter in einem Bundeshaus, dass von Digital Ignorants und Fugitives beherrscht wird. Er ist ein typischer Vertreter des Zeitgeistes, des „I want, I can and I do spirits“ unter konsequentem Einsatz der neuen elektonischen Medien und Community Plattformen. Ob es ihm gelingen wird, eine eigenständiges politisches Profil zu entwickeln, wird sich noch zeigen. Er ist ja noch so jung.

Dieses Interview fand am 17. März um 11.30 Uhr in der von der Frühlingssonne durchfluteten Wandelhalle vom Bundehaus statt. Lukas Reimann war so in unser Gespräch versunken, dass er die Abstimmung zur Immunitätsaufhebung von Christoph Mörgeli verpasste. Übrigens: Auf die Frage, welches Lied er wäre, schluckte er leer und sagte zögernd „I’ve got you under my skin“.

Samstag, 14. März 2009

Tagebuch einer Nymphomanin



Fotografie: Leila Mendez, Spain








Ich wollte gestern die Inhalte eines Referates abstimmen, das Valérie am 27.April bei uns in der Account Planning Group hält. Schlussendlich kam es zu einem langen und tiefen Gespräch, das mir Einsichten in so viele Lebensbereiche gab.

Es ist interessant Kurt, sagte sie, ich kann meine Bücher nicht in meiner Muttersprache französisch schreiben, wenn ich in französisch schreibe, dann kommen bei mir Schuldgefühle hoch für mein Leben und meinen Lebensstil. Nicht so in Spanisch. Da bin ich wie ein anderer Mensch und fühle mich frei und unbeschwert. Nicht dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, viele Männer zu lieben und in einem Edelbordell gearbeitet zu haben.Ich habe nie meinen Körper verkauft, sondern die Kunst der Liebe und habe so Freude bereitet und Freude empfangen. Aber ich hatte auch Angst meine Eltern zu verletzen.

Aber Valérie, Nymphomanie ist eine Krankheit, sagte ich ihr, eine Sucht. Nein, sagte sie mir. Sex macht nicht süchtig. Sex ist nicht addictive. Sucht kann Teil unserer Psychologie sein und dann äussert sie sich in den unterschiedlichsten Formen und Farben.

Vor allem aber ist Sex Freude und Erfüllung. Und es ist bedauerlich, dass um die Sexualität so viele Stigmas bestehen und so viel Moral, wodurch das was uns Freude machen könnte unterdrückt wird. Und diese Unterdrückung ist die Ursache von vielen grossen Problemen.

Ich habe mir vorgenommen gegen diese sexuellen Stigmas anzutreten, sagte sie und damit einen Beitrag für mehr Freude und Glück zu schaffen. Es ist die Freude, die Erfolg im Leben bringt. Nicht umgekehrt.

Mittwoch, 11. März 2009

Das Geheimnis von Warren Buffet
















„Die amerikanische Wirtschaft stürzt vom Kliff. Aber ich habe keine Zweifel, dass unsere Wirtschaft als Gewinnerin aus dieser Krise hervorgeht und stärker dastehen wird als je zuvor.“ Dies sagte Warren Buffet an einer Anlegerkonferenz.

Man könnte dies als Zweckoptimismus abtun, wenn es sich bei Warren Buffet nicht um den erfolgreichsten Investor aller Zeiten handeln würde, der mit sicherem Instinkt und Intelligenz seiner Vision der Zukunft folgt.

Vor seiner Tür türmen sich Berge von Problemen auf: Exportkrise, Automobilkrise, Bankenkrise, Immobilienkrise, Schuldenkrise, Konsumkrise, Einbruch der gesamten Industrieproduktion, Turbo Arbeitslosigkeit und die Prognose, dass die USA als Industriemacht bald von China und Indien abgelöst werden wird. Doch Buffet sieht etwas anderes.

Ich glaube, Buffet folgt einem ganz einfachen Prinzip. Die Art und Weise wie erfolgreich Menschen arbeiten, hängt davon ab, wie sie eine Situation wahrnehmen und einschätzen.

Buffet fasst nicht die Vergangenheit in Worte, oder seine Zweifel, oder das was sich vor seinem Büro auftürmt, sondern die Fähigkeit der Menschen, in Krisen Bestleistungen zu erbringen. Damit motiviert und mobilisiert er die Menschen um ihn herum und so werden seine Prognosen Realität.

Die beste Art und Weise die Zukunft vorauszusagen ist sie zu gestalten. Und das ist genau das was Buffet tut. Eigentlich ein einfaches Prinzip. Echt nachahmenswert.

Samstag, 7. März 2009

ZEIT FÜR WAS NEUES










Krisen treffen wie ein Hammerschlag. Die erste, an die ich mich erinnere war die Kuba Krise. Dann der Mauerbau. Der 6 Tage Krieg, Vietnam. Das Oelembargo. Die Wirtschaftskrise 1981/83, Einmarsch der Irakis in Kuweit, 9/11. Alles Momente, wo ich glaubte, dass die Zukunft vorbei war, bevor sie angefangen hatte.

Allerdings hinterliessen diese Krisen kaum Spuren in der Schweiz. Der Wohlstand stieg. Der CEO von Swissair Technik brachte es auf den Punkt, als er mir sagte, wenn immer in der Welt eine Krise herrscht, werden wir in der Schweiz etwas reicher. Bei Swissair Technik äusserte sich das in mehr Wartungsaufträgen. Die Schweiz galt als Wunderland, mit einer starken Management Elite.

Mit dem Grounding der Swissair strandete allerdings dieser Mythos, beschleunigt durch das Wanken der UBS und der Swiss Re, Unternehmen welche zwar Swissness predigten wie Sorgfalt und Bescheidenheit, sich als Managementteam allerdings über alle Masse bereicherte, bei schlechten Leistungen.

Etwas Grundlegendes hat sich geändert. Wir werden mit den Krisen nicht mehr reicher. Unser Sonderstatus war vom Goodwill der Weltgemeinschaft abhängig und dieser bröckelt.

Die Gute Nachricht: Unser Wohlstand hängt nicht davon ab, dass wir Steuerhinterzieher und -Betrüger Schutz vor Strafverfolgung gewähren, während wir die wirklich Schutzbedürftigen ausweisen.

Wir haben eine gut gebildete innovative Bevölkerung. Mit Elan und Eifer können wir jedes Ziel erreichen. Die Schweiz ist in einem gewaltigen Umbruch. Jetzt ist die Zeit gekommen mit zu gestalten und uns nicht stoppen zu lassen. Vieles bricht auseinander. Neues entsteht.

Vertrauen wir auf unsere eigenen Kräfte. Mobilisieren wir die nachhaltigste Energiequelle, über die wir alle verfügen, um im Grossen und Kleinen etwas zu bewegen.

Dienstag, 3. März 2009

Unsere Arbeit lässt sich mit der eines Trüffelschweines vergleichen











Heute, um 20.30 hat sich die 600. Leserin auf new-ecology.blogspot eingeloggt. Ich kenne ihren/seinen Namen nicht. Aber ich nehme an, dass sie das was ich schreibe interessiert. Und so besteht ganz automatisch eine gewisse Verbundenheit. Dies ist also ein angemessener Ort, unsere Pläne vorzustellen. Stück für Stück.

Die Frage stellt sich, was macht man, wenn man Jahre lang eine grosse Werbeagentur geleitet hat?

Zuerst mal eine lange Pause. Es tut gut, mal nicht von Termin zu Termin rennen zu müssen, für alles nur gerade ein bisschen Zeit zu haben, nie genug. Immer etwas zu spät in Meetings zu erscheinen und diese immer etwas vorzeitig verlassen zu müssen. Die Gespräche dann beenden zu müssen, wenn eigentlich ein Durchbruch zu erwarten wäre und eine wirkliche Beziehung hätte entstehen können.

So haben wir uns einiges vorgenommen: Wir möchten in Zukunft sorgfältiger arbeiten, besser und intensiver zuhören, mehr Zeit haben, um den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen, nicht einfach überfliegen. Wir haben uns vorgenommen, nicht Ruhe zu geben, hartnäckig zu sein, bis das Ziel erreicht ist.

Ja, ich weiss, ich weiss, es ist ein hoher Anspruch und vielleicht wird es nie gelingen, nicht in diesem geplanten Umfang, aber zumindest teilweise. Versuchen müssen wir es, zusammen mit Freunden und Partnern, die von der Absicht getrieben sind, aus der Routine auszubrechen und Excellence anstreben. Und wer immer hier von meinen Lesern Talent hat, ist eingeladen mitzudenken.

Standort ist das Operations Center am Flughafen Zürich. Das Ops Center ist der Flughafen der Airline Crews. Hier checken Piloten und Flight Attendants ein. Hier planen sie die Flugroute, orientieren sich über die neuste metereoloigsche Entwicklung. Es ist an diesem Ort, wo wir in den kommenden Monaten planen, wie so ein Unternehmen aussehen soll, ein Unternehmen das nach Gold schürft und Trüffel aufspürt, im übertragenen Sinne natürlich.

Alles weitere später.

Mittwoch, 25. Februar 2009

Unser Gold











Unser Gold sind nicht die Berge von Barren, die unter dem Zürcher Paradeplatz gebunkert sind, oder die Hunderte von Milliarden von Vermögen der amerikanischen Steuerflüchtlinge in unseren Grossbanken. Die heutige Situation zeigt, wie hinfällig und kurzfristig diese Dinge sind.

Unser Gold sind unsere Kinder und unsere Jugendlichen, ihre Kreativität, ihre Lust Neues zu schaffen, zu entwickeln, zu forschen und damit mitzuhelfen, die Schweiz ganz vorne zu halten als Lebensraum und als Wirtschaftsstandort.

Es ist bedauerlich, dass keine Partei in der Schweiz direkt und unmittelbar für diese Zukunft eintritt. Erfreulich ist allerdings dass dennoch 59% der Bevölkerung gemäss Umfrage von Perspektive Schweiz der Meinung ist, dass der Staat kulturelle und sportliche Jugendinitiativen stärker finanziell unterstützen soll.

Aufschlussreich erachte ich die Auswertung im Hinblick auf die SVP Anhänger. Die SVP offenbart sich hier als die Partei der Vergangenheit. Nicht der Zukunft. SVP Anhänger sind durchaus für Investitionen in Erziehung und Ausbildung. 79% der SVP Anhänger sind dafür, dass man jugendliche Straftäter in streng geführte Erziehungsanstalten, spezielle Drillcamps steckt, die erst noch gebaut werden müssten, aber nur 34% von ihnen sind der Meinung, dass es zusätzliche staatliche Ausgaben im Bereich Jugendkultur und Sport braucht.

Sonntag, 22. Februar 2009

Einfalt statt Vielfalt












Der Oscar nominierte Film „Milk“ erzählt die Geschichte vom ersten bekennenden homosexuellen Politiker Harvey Milk und wie es ihm mit unkonventionellen Methoden gelingt, die Gay Community von San Francisco zusammenzuführen, um sich erfolgreich gegen die Bemühungen der evangelikalen Rechten zu wehren, homosexuelle Lehrer aus öffentlichen Schulen zu verbannen.

Die Zeiten haben sich geändert. In der Politik findet man unterdessen eine ganze Reihe von bekennenden Homosexuellen in hohen Aemtern, die alle geschätzt sind und ausgezeichnete Arbeit leisten. zB. Bertrand Delanoë Bürgermeister von Paris und Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister von Berlin.

Auf der anderen Seite kenne ich kein einziges globales Top 500 Unternehmen mit einem bekennenden Gay CEO. Wenn man den weltweiten Body von CEO‘s anschaut, wird man feststellen, dass Diversität gänzlich fehlt, dass das Denken innerhalb diesem Body uniform und von wenigen Eliteschulen geprägt ist. Besonders auffällig ist dieses Phämomen innerhalb des CEO Bodies der Finanzbranche, Banken und Versicherungen. Frauen fehlen an der Spitze schmerzlich.

Die Folgen sind fatal. J. Suirowiecki hat hat in seinem Buch. „the wisdom of crowds“ eindrücklich belegt, dass die besten Entscheidungen im Umfeld von Diversität entstehen und dass Uniformität immer zu schlechteren Entscheidungen führt.

Mir scheint, dass die gegenwärtige Finanzkrise ein Ausdruck dieser Uniformität ist - ein Ausdruck von Herdentrieb, wo vor allem die Bankers in Scharen zur selben Tür stürmen, mit der Ueberschrift „we want more - and more - and more“. In diesem Sinne ist Ospel nicht verantwortlich für den Niedergang der UBS und Walter Kiehlholz ist nicht die Ursache für die Umwandlung der Swiss RE in ein Casino. Sie waren bloss Teil der Herde.

Freitag, 20. Februar 2009

Hilfe. Jean Ziegler will die Schweizer Grossbanken demontieren


Jean Ziegler hat sich seit Jahren dagegen gewehrt, dass korrupte machtgierige Politiker ihr Geld in der Schweiz horten, während ihr Volk hungert. Heute ist es der amerikanische Staat, der es amerikanischen Milliardären erschweren will, ihr Vermögen in der Schweiz vor den Steuerbehörden zu verstecken, während Millionen von Amerikanern in der Armut leben.

Ironischerweise war es aber nicht Jean Ziegler, der das Schweizer System der Grossbanken demontierte, sondern die Arroganz der Bankelite selber: Und schlussendlich die Finma.

Es ist nun allerdings Zeit einen Schlussstrich hinter diese Affaire zu setzen. Zu lange haben wir uns wie in einer Monokultur verhalten. Die Banken waren unser Zuckerrohr und haben unsere Volkswirtschaft mit Wohlstand versorgt.

Wir haben in der Schweiz noch so viel andere Qualitäten. Es ist an der Zeit unsere Fixierung auf die Banken aufzugeben. Wir sind ein reiches Land. Reich an Vielfalt, an Geist, an Innovationskraft. Nutzen wir die nachhaltigste Quelle, die Kreativität um eine erneuerte Finanzbranche hervorzubringen und eine vielfältigere Wirtschaft.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Die Welt aus der Sicht von Philipp Bärtschi von Sarasin

Philipp Bärtschi hat für sein Weltbild ein ganz einfaches Modell. Er nimmt 3 Ergebnisse: Konjunkturzyklus, Kreditrisikoprämien und Volatilität und schon hat er eine Prognose für die Zukunftsentwicklung. So einfach kann die Welt funktionieren. Es ist Ausdruck unseres Zeitgeistes, dass wir stündlich den Horizont nach einem Zeichen absuchen, in der Hoffnung wieder Klarheit zu gewinnen.

Wer kann es ihm verübeln. So wurde ihm das beigebracht. So hat er es gelernt. Das macht man schon seit Jahren so. Und in 50% der Fälle klappt's. Ich erachte diese Videobeiträge als gute Unterhaltung. Einen praktischen Wert hat die Prognose keinen.

Dienstag, 17. Februar 2009

Bloss eine Delle im Bentley?













Philipp Bärtschi, Aktienstratege Bank Sarasin weiss, wie es weiter geht an der Börse. Der Boden ist in wenigen Wochen gefunden und es ist mit einem eigentlichen Börsen Rally zu rechnen. Die Anzeichen dafür sind günstig, der Konjunkturzyklus erholt sich in den wichtigsten Märkten, meint er.

Es scheint, dass die Krise vorbei ist, bevor sie angefangen hat. Hansueli Loosli von Coop meint: „Wir spüren noch nichts von der Krise“. Mich freut es und ich bin erleichtert, dass die Finanzkrise bloss eine Delle im Bentley war.

Im übrigen steht die Bank Sarasin mit ihrer Einschätzung nicht alleine da. Sie wird geteilt von fast allen Auguren; den Pensionskassen, der AHV, der IV, der Steuerbehörde, der Wirtschaft. Sie alle sehen vor, dass es in 6 bis 12 Monaten wieder aufwärts geht. Weshalb? Weil es muss. Weil es in der Vergangenheit immer so war. Weil es nicht anders sein darf.

Es scheint, als ob wir in der Lage wären Krisen auszulösen und nach 6 Monaten wieder in der Schublade verschwinden zu lassen und die nächste Krise zu erzeugen. Eines ist sicher. Sie kommt bestimmt.

Ist es vielleicht so, dass wir Krisen brauchen, um die schlimmsten Fehler auszumerzen, die wir begehen? Brauchen wir Krisen so quasi also Ordnungspolizei, die uns die Berechtigung gibt so richtig aufzuräumen? Die Klimaerwärmung, um wieder Verantwortung zu übernehmen für unseren Planeten. Die Finanzkrise , um die schlimmsten Auswüchse von Gier und Arroganz zu beseitigen. Kriege und Konflikte, um zu lernen, miteinander zusammenzuleben auf unserem immer kleiner werdenden Planeten. Was für ein Umweg.

Montag, 16. Februar 2009

Tu, was du schon immer tun wolltest















Ich kenne viele Leute, die glücklich sind in ihrem Job. Heinrich, zum Beispiel der Schreiner hier oben in Fanas. Jedes mal, wenn er hier am Haus was umbaut, pfeift er und wenn man ihm auf der Strasse begegnet winkt er. Ich kenne leider aber mehr Leute, die unzufrieden sind, weil man ihnen in ihrer Arbeit keinerlei Spielraum lässt. Nichts raubt so viel Energie, als sich dauernd anpassen und kuschen zu müssen. Dabei liegt es an uns, dies zu ändern.

Es sind nun einige Monate verstrichen, seit ich nicht mehr Chef der Werbeagentur Lowe Schweiz bin. Mein letztes Jahr bei Lowe gehört zu den drei erfolgreichsten. Anfangs 2007 waren wir 25 Mitarbeiter. 12 Monate später 70, zusammen mit den Mitarbeitern von DraftFCB. Es war eine anstrengende Zeit, mit der Integration der besten Kunden und Marken, die man sich vorstellen kann; Cailler, BMW, Valser Wasser, Cablecom und Helvetic Tours und Neugeschäft von Coca Cola. Ich denke mit Freude an diese Zeit zurück und an das fantastische Team, das diesen beispielhaften Aufstieg möglich gemacht habt und an die Kunden, die unserem Team Vertrauen geschenkt haben.

ich werde immer wieder gefragt, was ich als nächstes vorhabe. Ich denke, dieser Blog ist eine gute Plattform, um meine Pläne zu enthüllen. Tatsächlich habe ich einen konkreten Plan, den ich hier bald vorstellen werde. Als erstes dann wohl den Standort. Er sagt einiges über die Business Idee aus. Bleib dran.

Samstag, 14. Februar 2009

Wir begrüssen den 500. Leser von New Ecology










Gemäss Google Analytics hat sich letzte Nacht der 500. Leser zugeschaltet. Noch vor 6 Wochen waren es 3 Leser. Mein Sohn, meine Tochter und meine Frau. Die Leute verbringen im Schnitt 7 Minuten und 9 Sekunden auf unserem Blog. Im Schnitt hat jeder Leser 3,5 Zugriffe. Der typische Leser besuchte den Blog 2 mal in der Woche. „Blockbusters sind die Themen Zeitgeist und kulturelle Vielfalt, vor allem wenn sie anschaulich präsentiert werden, wie am Beispiel um die Absetzung von Sir Ron Taylor.

Dieser Blog ist ein anschauliches Beispiel unseres Zeitgeistes und der neuen Möglichkeiten die entstanden sind. Die meisten Blogs sind Fotoreportagen von Ferienreisen. In unserem Fall ist es eine Interpretation von Oekologie, die sich mehr an die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Oikos anlehnt, was im antiken Griechenland Hausgemeinschaft bedeutete

Wie sagte doch der Meisterkoch im Film Ratatouille, Auguste Gusteau: anyone can cook. Und Bill Clinton: we are fortunate to be alive at this moment of history.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Jung im Herzen



















Jedes Mal, wenn ich dieses Bild anschaue, erfasst mich ein Gefühl der Heiterkeit. Es ist lustvoll und spielerisch. Es vermittelt die Unbekümmertheit eines Kindes. Gemalt hat das Bild Cy Twombly, im Alter von 77 Jahren. Er ist einer der bedeutendsten Vertreter des abstrakten Expressionismus.

In unserer traditionellen Vorstellung geht mit dem Altern ein Prozess des physischen und psychischen Abbaus einher. Ich habe in der Werbung so viele Leute gehört, die mir gesagt haben, „ich werde wohl nicht älter als 35 und habe auch keine Lust dazu“.
Es ist sonderbar. Ich frage mich, woher diese Angst kommt, ab 35 seine Kraft und Energie zu verlieren, wo wir in unserem persönlichen Umfeld immer wieder Leute treffen, die mit 70 noch voller Vitalität sind. Und dann gibt es die Stars. Diejenigen, die Kreativität tatsächlich als nachhaltigste Energiequelle entdeckt haben und nutzen. Männer und Frauen, welche die Lust am Entdecken zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben und so Giganten geworden sind.

Ich denke da an Picasso, an die Rolling Stones, an die französische Bildhauerin Louise Bourgeois, die letztes Jahr, mit 97 im Guggenheim Museum in New York ausgestellt hat und ein Jahr vorher in der Tate Modern. Ihre Arbeiten haben die Kraft einer 25-jährigen Weltmeisterin in Bodybuilding.

Und dann Tina Turner, sie war 69 als sie letztes Jahr ankündigte, dass sie wieder auf Tournee geht. Innert 2 Minuten war ihr Eröffnungskonzert in Kansas ausverkauft. Nächste Woche tritt sie, wenige Monate vor ihrem 70. Geburtstag im ausverkauften Hallenstadium auf. Keiner kann sich ihrer Energie und Vitalität entziehen.

Dann Francois Mitterand. Er war 72 als er zum 2. Mal zum französischen Präsidenten gewählt wurde, ein Amt das er bis zu seinem 79 Geburtstag innehatte. Er blieb bis zu seinem Tod ein neugieriger raffinierter Sinnenmensch, ein homme des lettres, mit einer unbändigen Lust am experimentieren, mit seinen Grands Projets, die Grande Arche, die gläserne Pyramide im Innenhof des Louvre, die Opéra de la Bastille, la Bibliothèque Nationale de France und das Institut der Arabischen Welt.

Und Mensch, wir sind 30, 40 oder vielleicht 50 oder allenfalls 60. Es gibt noch so viel zu tun und zu entdecken.

Dienstag, 10. Februar 2009

Montag, 9. Februar 2009

Eine kreative Industrie für die Schweiz

Abi Ali Muhammad bin Hassan bin Muqla wurde die rechte Hand abgehackt als er gerade 50 geworden war. Nein er war weder Ladendieb noch Ehebrecher. Er war Mathematiker, Schriftsteller, Naturforscher und Dichter, vor allem aber war er Kalligraph,
Sein Verbrechen: er hat sich getraut, die arabische Schrift zu erneuern. Für religiöse Muslims ist die Schrift etwas Gottgegebenes und ihre Veränderung eine Todsünde. Seit seinem Tod sind zwar über1000 Jahre vergangen und noch immer scheint dieses Urteil im arabischen Raum nachzuklingen in Furcht und Zurückhaltung an der Lust zu Entdecken.

Ein wahrer Geist der Kreativität kann sich an einem Ort der Repression nicht entfalten. Ganz anders in Spanien, etwas später in der Zeitgeschichte, wo zwei zusammenkommende Kulturstile, der arabische und der römische den maurischen Baustil hervorgebracht haben. Ein Beispiel dafür, wie kulturelle Vielfalt zu kreativer Vielfalt führt.

Es scheint so, als ob es Regionen gäbe, wo Kreativität einen besonders reifen Boden findet. Mailand und Paris als Zentrum von Mode und Design. Japan, Indien für eine Art spiritueller Kreativität. Los Angeles für die Entertainment Industry und das Silicon Valley für Engineering. Als Musiker will man wohl nach Berlin. Und was die Werbung anbelangt nach London und New York. Diese Orte haben für Interessierte eine magische Anziehungskraft. Das stimulierende Umfeld hat eine Multiplikatoren Wirkung auf das eigene Potential. Die engagiertesten Mitarbeiter bei Lowe, meiner Werbeagentur wollten alle ins Ausland. Nein, nicht nach Paris, nicht nach Hamburg, nicht nach Rio de Janeiro, nicht nach Delhi. Sie wollten alle entweder nach London oder New York.

Die Schweiz ist auf einem guten Weg zu einem Ort des kreativen Aufbruchs zu werden. So viele Einflüsse kommen hier zusammen. Die SVP verliert ihren Einfluss immer mehr, wie die gestrige Abstimmung zeigt. Die Leute realisieren, dass die SVP mit ihrer Politik der Isolierung der Schweiz schadet. Das kann sich allenfalls ein Christoph Blocher leisten, der seine Milliarden schon im Trockenen hat. Aber für eine junge Generation von aufstrebenden Menschen braucht es mehr Raum. Damit wird auch unsere Wirtschaft vielfältiger. Unser Image war zu lange vom Banking abhängig und von Versicherungen. Das ist fatal. Es ist jetzt Zeit, Kreativität als strategischen und wirtschaftlichen Erfolgsfaktor zu erkennen.

Montag, 2. Februar 2009

Global Village

Kürzlich hat mich ein Leser gefragt, weshalb ich gewisse Blogs in Englisch schreibe. Ich mach dies für die Leser in Jaipur, Kandivli, Chemari in Indien und Zhenghou und Ningde in China. Fakt ist 12% der Leser von New Ecology leben ausserhalb der Schweiz, Anteil steigend.

Sonntag, 1. Februar 2009

It takes courage. I know.

Marco Polo in China, 1299







The core theme on this blog is creativity. It is the single most important sustainable source of energy. One that has the power for change.

But what is creativity and where can I find it? Creativity is not the same as having ideas. Having ideas is about doing things. Creativity is a state of mind. Not all ideas are creative. In fact, most are not. Creativity is the capacity to see things in a different way. Out of this - ideas, innovations may arise, art may arise, and new solutions may come up.

In my observation creativity is not a god-given talent. It is something else. What shapes our ability to be creative is the mental, spiritual and physical environment we have decided to live in.

How can you be creative as a bank teller? Handing out money over the counter day in day out, going home at 5, playing in a local football team weekly, watching TV and reading 20minutes on your way to work might make you a reliable, well functioning and responsible citizen. But it kills your creative spirit. This example might look extreme. But look at the routine in your life. Routine and formality is wonderfully relaxing and creates a sense of security but it is chokes your creativity.

Imagine this same bank teller 700 years ago, and imagine he decides to travel with his father the Silk Road to China to visit one of the greatest personalities in history. Can you see how this adventure will impact his creativity?

Is it possible that creativity has more to do with our readiness to accept risk? Is it possible that security and a safe life is a barrier to creativity? I think it is. If you desire to be creative. Wake up, leave your TV alone. Travel to places where others don’t go. Read things that others don’t read. Be with people that other people are not with. Say things that other people don’t say. Eat things that others don’t eat. It needs courage I know.

To be continued.

Donnerstag, 29. Januar 2009

Wo geht's hier lang?

Ich war gestern kurz auf Robert Salis Blog: www.robertsalis.blogspot.com, konnte aber kaum mehr als einen Beitrag lesen. Einige seiner Posts treffen voll ins Schwarze, andere finde ich kindisch. Ich will ihn nicht verurteilen. Er ist ein Kind unserer Zeit. Man muss sich vorstellen, wie vielen Zeitgeistern er seit seiner Geburt im Jahre 1976 begegnet ist.

Die 70-iger waren geprägt von einem Geist der Auflehnung der jungen Generation gegen das Establishment. Die 80-iger Jahre genau das Gegenteil: die junge Generation wird selber Establishment. Die 90-iger Jahre ist die Zeit des Feierns all der vielen technischen Möglichkeiten, die uns erlauben die Welt vom Sessel aus zu erobern. Und der Start ins neue Jahrtausend gilt der Entdeckung der Macht des Individuums. Der „I want, I can and I do – Spirit“ ist geboren.

Voller Elan haben wir uns letztes Jahr auf Eroberung gemacht und Beute gemacht. Doch nun stecken wir in der Türöffnung fest und schauen die Welt aus diesem engen Blickwinkel an und fragen uns, wer uns da rausholen kann. Und wenn wir raus sind, was wir mit unserer Kraft anfangen sollen. Tja, und so ist ein neuer Zeitgeist geboren; ein Gefühl auf halber Strecke steckengeblieben zu sein. Wir könnten schon. Doch es bräuchte mehr Raum.

Dienstag, 27. Januar 2009

Tibet in Switzerland


This picture hangs at the door of a a five-member Tibetan family living in a single room flat in Zürich City.

Diese Zeichnung hängt an der Wohnungstüre einer fünfköpfigen tibetischen Familie, die in einer Einzimmerwohnung an der Nordstrasse in Zürich wohnt.


A 9/11 Emergency Case in Switzerland: A large and armed Swiss police force arrests a small peaceful Tibetan prayer group in front of swiss national parliamant in connection with the official visit of the Chinese prime minister in Bern Switzerland. Watch 50" video.

A 9/11 Emergency Case in front of Ueli's HOME: Die Schweizer Polizei löst vor dem Berner Bundeshaus mit Gewalt eine kleine Tibeter Prayer Community auf, die sich aus Anlass des Besuchs des chinesischen Premierministers versammelt hatte. Friedliche und betende Tibeter wurden von schwer bewaffneter Polizei festgenommen. Watch Alex' 50" video.

A good time for inventors. A bad time for wizards


There seems to be a general consensus that the main reason for the downfall of the banking system is greed of top management. How wrong. How shortsighted. This seems to me as if the cause for the Second and First World War was government. No. There is a large group of sympathizers: mass media, investors, people that expected against all odds that they would conquer the world in a bloodless coup. They wanted an easy prey without effort and work. And they used their banks as armed forces. The banks willingly participated in this conspiracy against common sense and rejoiced in the excitement of invasion. Now excitement has turned into contemplation and sorrow. People have lost confidence.

This doubt is shaping the Zeitgeist. Intuitively the public is aware that this crisis is not the work of a small clique of traitors as presented in the media with their easy solutions. It is the result of a general exuberance of our society, enhanced by media with their daily reports that helped to mislead the public. It is the result of greedy investors and also of credit hungry consumers.
The general feeling today is a sense of being caught in-between, of being on a life’s journey, in the middle of a storm that seems without end. And worse, the destination is out of sight, in a cloud of fog. People start doubting. Does the destination really exist? Whom can one trust? Certainly not media. Media has failed to be a force of orientation and neutral information.

The good thing; in a time like this, people start exploring new terrain. It is a time to try out new ideas, as the old one have failed. This is a great time for inventors and a bad time for wizards.

Sonntag, 25. Januar 2009

EINE INTERNATIONALE FREIHANDELSZONE FÜR IDEEN

Ich kann mich noch genau an die Veranstaltung erinnern, an der ich Pete Watman aus Sydney getroffen habe. Sein Motto: I want to travel and explore the world. And I have the best possible job to make this happen. I am a copywriter. I travel light. All I need is a pen. Es hat nicht viel mehr gebraucht als dieses Gespräch, ein paar Arbeiten von ihm und er war Creative Director bei Lowe Zürich. Meine Leute waren skeptisch. Ein Australier? Als Werbetexter in Zürich? Kann er denn wenigstens Deutsch? Wie soll denn das gehen? Die Bedenken waren aber schnell weg, als wir in kurzer Folge zwei der prestigereichsten Mandate gewonnen haben, die beiden Grosskunden Orange und Credit Suisse.

Ich habe immer diese Vorstellung gehabt, dass eine Werbeagentur so etwas wie eine internationale Freihandelszone für Ideen sein könnte. Ein Ort, wo man anders tickt. Und genau diesen Eindruck hat Lowe in Zürich auf die Besucher hinterlassen mit dem gemixten Agentur Team: François, strategischer Planer aus Paris. Pete Watman, Creative Director aus Sydney. Keith, Creative Director aus Pennsylvania USA und Valentina und Mark, Creative Directors aus Zürich. Diese Diversity war ein Versuch aus einem neuen Ideenpool zu tanken, der zu ganz ungewöhnlichen Lösungen führte, zu neuen frischen Ideen. Viele Vertreter grosser Marken waren von diesem Denken angezogen. Es gab aber auch Kunden, wie zum Beispiel Möbel Pfister oder Rivella, die das traditionelle Modell bevorzugten und die Agentur wechselten.

Die Business Seite war aber nur ein Aspekt. Noch viel wichtiger war die Aufbruchstimmung in dieser internationalen Freihandelzone. Hier herrschte ein Geist der Offenheit und Toleranz, die jeden erfasst hat, der die Agentur betreten hat. Kreativität kennt eben keine Landesgrenzen.

Samstag, 24. Januar 2009

Einige Zahlen zum Blog











(Google Analytics, New-Ecology, 24.1.09) Peter, ein Freund von mir interessiert sich weniger dafür was ich tue, als mehr für die Motivation dahinter. Und selbstverständlich trifft dies auch auf diesen Blog zu.
Kurt, wieviel Geld verdienst du mit diesem Blog?
Keines.
Aber weshalb schreibst du denn?
Weil es Spass macht Erfahrungen und Gedanken weiterzugeben, die ich in meiner langen Zeit in Werbeagenturen gesammelt habe, wo ich alle Ups und Downs erlebt habe. Erfolg und Misserfolg. Enormen Spass und totalen Frust. Da sammelt sich Einiges an, das erzählenswert ist. Und wieso soll man dies für sich behalten, wenn es Leute gibt, die sich dafür interessieren.
In der Zwischenzeit haben wir eine kleine aber interessierte Gruppe von Leuten gefunden, die diesen Blog regelmässig liest. Man kann über Google Analytics erfassen, wie viele Personen den Blog lesen, an welchem Ort und welche Artikel im Vordergrund stehen. Am 1.1.2009 hatten wir 4 Leser. Heute, drei Wochen später sind es 266 Personen und ich schätze, dass New Ecology bis Ende 2009 Tausend Leser haben wird. Die Besucher verbringen durchschnittlichen 5 Minuten 38 Sekunden auf dem Blog. 38,8% sind neue Leser, 61,2% Wiederkehrende. Die meisten Leser haben wir in Zürich, dann Bern und an dritter Stelle Genf.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Verborgene Schätze


Als Caterina, das 22jährige arabische Dienstmädchen am 15. April den jungen Leo zur Welt brachte, war nicht absehbar, welchen Einfluss der Junge auf Kunst, Philosophie, Anatomie, Botanik , Mathematik und Medizin haben würde.
Er entwickelte schon in jungen Jahren ein Projekt für die Müllabfuhr in Mailand. Er arbeitete an einem Projekt zur Energiegewinnung aus Sonnenlicht. Fast hätte er dabei die Solarzellen erfunden. Bei anatomischen Studien entdeckte er die Arteriosklerose.

In seiner Heimat wurde er allerdings mit Misstrauen beobachtet und angefeindet. Er wurde wegen angeblicher Homosexualität angeklagt, dann aber freigesprochen. Vom Vatikan wurde er bespitzelt und ins Abseits gestellt.

Am französischen Hof dagegen hat man das Potential dieses jungen Mannes erkannt und geahnt welche Impulse er in allen Bereichen auslösen wurde . Man hat ihm erst einen Job in Mailand angeboten und schlussendlich erfolgte eine Einladung ins Schloss Amboise, wo er bis zu seinem Tod weiterarbeitete. Er war ein Inspirator für die Modernisierung Frankreichs. Dies alles geschah vor 500 Jahren. Der junge Mann hiess Leonardo da Vinci.

Eigentlich weiss man seit dem Mittelalter, dass kulturelle Vielfalt ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor ist, dass unterschiedliche kulturelle Hintergründe das wirtschaftliche Potential einer Volkswirtschaft steigern.

Kreativität ist in London einer der bedeutenden wirtschaftlichen Motoren. Die Ursache: kulturelle Vielfalt. Silicon Valley, eine Brutstätte der Kreativität. Die Ursache: kulturelle Vielfalt.

Da fragt man sich, vor was haben wir in der Schweiz Angst? Weshalb sind uns andere Kulturen so suspekt. Wieso reagieren wir anderen Kulturen gegenüber so abweisend. Woher kommt dieses Gefühl der Ueberlegenheit? Ich mache mir allerdings keine Sorgen für die Zukunft. Jetzt tritt eine neue Generation ins Berufsleben ein. Die Digital Natives. Sie sind mit dem Handy aufgewachsen, mit der Playstation, mit dem Internet. Sie benutzen die neue Technologie und kommunizieren mit Leichtigkeit über die Grenzen hinweg. Sie haben Gesprächspartner in Deutschland, in England, in Saudi Arabien, in Indien und sie stellen fest, mon dieu, die sind ja gut, die Leute da draussen, die können mir etwas beibringen. Ich kann von ihnen etwas lernen. Die Herzen und die Köpfe sind offen für Neues. Ein Plakat wie das jetzige der SVP zur Personenfreizügigkeit wird in 10 Jahren Ekel auslösen. Das Denken hinter diesem Plakat ist museumsreif. Willkommen in einer modernen weltoffenen Schweiz.

Sonntag, 18. Januar 2009

Der mächtigste Mann der Welt
















Letzten November haben die Amerikaner einen neuen Chef gewählt. Dieser Mann hat heute seinen ersten Arbeitstag. Es ist ein Mann mit einer unglaublichen Anziehungskraft, einer der an das Potential und die Kreativität seiner Mitarbeiter glaubt, sie fördert und ihnen Raum gibt Grosses zu leisten. Doch nach dem heutigen Inauguration Day sind wir wieder mit dem Alltag konfrontiert. Und im Alltag sind die Haltung und Entscheidungen unseres tatsächlichen Chefs meist einschneidender für unser Leben als die des Präsidenten.

Ich habe in meinem Leben wundervolle Chefs gehabt, echte Visionäre, kreative begabte Leute, echte Charaktere mit Rückgrat. Ich habe aber auch richtige Miesmacher angetroffen, Windfahnen, Egomanen. Hier mein Tipp. Ich habe mir vorgenommen, mir meine Energie und Kreativität nicht rauben zu lassen. Ich habe mir vorgenommen, nicht durch den Kopf meines Chefs hindurchzudenken, sondern mir meine eigenen Gedanken zu machen und meine eigenen Ideen zu finden. Das hat so richtig Zoff gegeben aber auch jede Menge Power. Versuchs mal.

Freitag, 16. Januar 2009

Robert Salis schreibt einen eigenen Blog


Jeder, der mich kennt weiss, dass ich kaum Geheimnisse habe. Ich bin wie ein offenes Buch, in dem Jeder freizügig rumblättert. Bis jetzt bin ich davon ausgegangen, dass dies für andere auch so ist. Vergiss es. Robert hat mir heute Morgen buchstäblich in den Hörer gekotzt. Was mir einfällt, ihn mit Foto auf meinem Blog zu demontieren und als oberflächlichen Partyfuzzi darzustellen. „Wie soll ich da meine Pläne einer eigenen Firma im Vorsorgebereich umsetzen können?“

Und noch was. Ich hätte ihm den Porsche Deal vermasselt, indem ich alle Verkaufsdetails auf meinem Blog bekannt gegeben hätte, wodurch ein Interessent aus Deutschland auf diesen Wagen aufmerksam wurde und ihn unter seiner Nase weggeschnappt hat. (Das tut mir übrigens wirklich leid. Wer hätte ahnen können, dass sich die Leser meines Blogs für Porsche interessieren?)

Er würde jetzt seinen eigenen Blog schreiben. Da ging es aber nicht darum, die Welt zu verbessern, sondern um Lifestyle und so Sachen, welche die heutigen Konsumenten wirklich interessieren. Seine Kenntnisse im Nebenfach Marketing bei Tomczak würden ihn da bestens positionieren. Und drittens, sein richtiger Name sei übrigens nicht Robert Salis, sondern Robert von Salis.

Zuerst war ich wütend. Ich wurde von Petra, seiner Freundin einfach in diese Geschichte hineingezogen. In meinen Blog geht es nun halt mal um eine neue Lebensanschauung, die ich anhand von Beobachtungen aus meinem Umfeld beschreibe. Doch dann sagte ich mir; ist doch super, dass Robert seinen eigenen Blog hat. Das wird die Diskussion um meine Themen anheizen. Deshalb hier Robert von www.robertsalis.blogspot.com: