Samstag, 20. Dezember 2008

It takes a village


Die Finanzlage des Staates Kalifornien ist katastrophal. Arnold Schwarzenegger hat heute seinen 235000 Mitarbeitern pro Monat 2 Tage unbezahlten Urlaub verordnet. 235000 Menschen, das ist die Einwohnerzahl der beiden Städte Genf und Bern zusammengenommen.
Nachdem die Entwicklung in der Schweiz der in Amerika hinterherhinkt, werden wohl auch Schweizer Unternehmen bald Kurzarbeit verordnen. Schön, wenn die Wohngemeinde dann mehr ist als bloss eine Steueroase, mehr als bloss ein Wirtschaftsraum, mehr als ein Marktplatz - ein Lebensraum.

Ich habe da an Fanas gedacht, an die kleine Gemeinde im Prättigau wo wir unsere Wochenenden verbringen und manchmal unsere Ferien. Fanas hat knapp 400 Einwohner und pro Kopf mehr Vereine und Aktivitäten als zum Beispiel die Steueroase von Christoph Blocher, Roger Federer oder Marcel Ospel, die ihren Wohnort aufgrund der Steuerhöhe ausgesucht haben und sonst wohl nur wenig Bezug zur Gemeinde haben.
Eine der Bräuche in Fanas um Weihnachten ist das offene Haus, bestimmte Tage wo man die Nachbarn zu sich nach Hause einlädt, zu Glühwein, Tee, Kaffee. Jeder ist eingeladen. Jeder ist willkommen. It needs a village.

4 Kommentare:

isabelle hat gesagt…

Gibt es Dörfer auch mitten in den grossen Städten? Wenn Leute sich im Bus erkennen, sich von der anderen Strassenseite zu winken, wenn die Nachbarin aus dem zweiten Stock , während der Ferien die Blumen giesst und die Post aus dem Briefkasten holt. Es ist wie in einem Dorf. Wenn man weiss , wie die Kinder der Nachbarin aus dem ersten Stock heissen. Wenn man Zeit hat für ein Gespräch im Treppenhaus, Zeit für ein Lächeln, ein nettes Wort. Zeit für eine Frage. "Wie geht es denn deiner Mutter?" Zeit für einander. Nicht nur Zeit für sich selber.

Nemere hat gesagt…

wir sind in einer zeit, wo überal wo wir hinschauen grosskonzerne stehen. wie wäre es zum beispiel, wenn man statt zu coop mal zu einem kleinen italienischen familienunternehmen seine pastas kaufen gehen würde. ein wenig tratschen, vielleicht sogar etwas mehr bezahlen, aber trotzdem.. man hat eine freundliche bediehnung und alles ist viel persönlicher. oder statt zu h&m oder Mango mal die augen öffnen und schauen, was es sonst noch für schöne lädeli gibt, die von einzelpersonen geführt werden. klar, dies steht immer in verbindung mit dem gedanken mehr geld auszugeben.. aber vielleicht benötigt man gar nicht so viel um ein gutes leben zu führen. ich bin der meinung man muss sich das leben viel persönlicher gestalten und weg von diesen kalten unpersönlichen stores.

isabelle hat gesagt…

Le musée imaginaire von Malraux bringt mich auf den Gedanken eines village imaginaire... Im Musée imaginaire sind unsere Lieblingskunstwerke gesammelt, wir müssen sie nicht besitzen, sie begleiten uns in Gedanken... Gibt es ein imaginäres Dorf mit den Leuten, die wir lieben, diejenigen die leben und diejenigen, die uns schon verlassen haben. Ein Quelle der Liebe und der Inspiration, ein Teil unserer Identität.

Kurt Schmid hat gesagt…

die idee vom village imaginaire finde ich stark. Die Idee ein Dorf mit sich im Kopf herumzutragen von Menschen, die man gerne hat, ist schön. Eigentlich muss man dies gar nicht erfinden. Es besteht schon. Nur der Name dafür hat gefehlt